Rezension

Ein ‘Sonntagsfahrt-Thriller’. Ganz nett zu lesen, aber nicht belastend oder besonders anspruchsvoll. Vielleicht auch ein ‘Einsteig-Thriller’ für Neulinge auf diesem Gebiet.

Adrenalin - Greg Iles

Adrenalin
von Greg Iles

Bewertet mit 3 Sternen

Worum geht es?

Als Penn Cage, Bürgermeister der Stadt Natchez, die am Mississippi liegt, eines Nachts von einem alten Schulkameraden, Tim Jessup, zu einem mitternächtlichen Treffen auf den Friedhof beordert wird, ahnt er noch nicht, in welcher Gefahr er und seine Familie schon sehr bald schweben werden. Denn auf den Casinoschiffen, mit denen er seiner Stadt einen neuen Aufschwung ermöglichen wollte, geschehen schreckliche Verbrechen und die Täter wissen bereits Bescheid, dass Tim geplaudert hat. Dies ist sein Todesurteil und kurz darauf steckt Penn schon viel zu tief drin – zwischen Erpressung, ständiger Überwachung und Blutspielen versucht er den Fall zu lösen und seine Familie zu beschützen.

Rezension:

Bei Greg Iles’ Thriller “Adrenalin” wäre es besser gewesen, den Originaltitel, “The Devil’s Punchbowl”, beizubehalten, da der deutsche Titel, wie so oft, nicht besonders gut zum Buch passt. Während der Anfang vielversprechend klingt, wartet man im restlichen Inhalt vergeblich auf den erhofften Adrenalinstoß.

Erzählt ist die Geschichte aus Penn Cage’s Sicht und das ungewöhnliche an “Adrenalin” ist, dass immer wieder Kapitel untergemischt wurden, die in der dritten Person geschrieben sind. Dabei handelt es sich dann um Szenen, bei denen Penn nicht anwesend ist – man erhascht also einen Blick mehr, als es dem Protagonisten vergönnt ist. Zum Beispiel geht es dabei oft um Linda Church, eine Mitarbeiterin des Casinoschiffs, die von den Verbrechern in einem Hundezwinger festgehalten und gequält wird, da sie zu viel weiß.

An sich ist das Buch angenehm zu lesen. Doch fehlte mir leider das gewisse Etwas, das das Werk zu einem fesselnden Buch macht. Eigentlich hat es genügend Potential um spannend sein zu können – so kann man z.B. den Verlauf nicht vorhersehen – und doch liest sich “Adrenalin” mehr wie ein Zeitungsartikel, trotz der Ich-Perspektive. Was fehlt ist eindeutig Emotion. Man erfährt kaum, was Penn Cage denkt, was in ihm vorgeht, wo doch alle bedroht werden, die er liebt.

Zwar gibt es durchaus einige grausame Szenen, doch diese sind nie direkt und ausführlich beschrieben. Man erfährt zwar was passiert, aber vergisst nicht, dass man nur ein Buch liest – wohingegen man sich bei manchen Büchern ja so fühlt, als wäre man live dabei. So geht leider der ‘Thrill’ verloren, der einen Thriller eigentlich ausmacht und damit geht “Adrenalin”, meiner Meinung nach, schon beinahe eher in die Krimi-Richtung.

Für Leser, die zart besaitet sind und Thriller normalerweise meiden, könnte dieses Buch aber ein Versuch wert sein, da es definitiv nicht auf die Psyche abspielt oder Angst macht.