Rezension

Ein Sieg entscheidet noch lange nicht den Krieg

Im Zeichen der Mohnblume - Die Kaiserin
von R.F. Kuang

Bewertet mit 5 Sternen

Mit Hilfe ihrer schamanischen Fähigkeiten hat Rin im letzten Band eine große Schlacht gewonnen, aber der Krieg hat gerade erst begonnen. Zwischen Entzugserscheinungen vom Opium und Schuldgefühlen gegenüber den Opfern und vor allem gegenüber Altan muss sie irgendwie die Kraft finden, die Cike als Kommandantin anzuführen. Und dank all ihrer Macht, die jeder für sich nutzen möchte, weiß Rin nun gar nicht mehr, wem sie vertrauen soll.

Band zwei knüpft direkt an die Geschehnisse des ersten an und zeigt eine veränderte Protagonistin. Rin ist verunsichert, von Drogen geschwächt und immerzu wütend. Ihre Kräfte kann sie nur schwer unter Kontrolle bringen und nachts plagen sie Alpträume voll lodernder Flammen. Zum Glück existieren in den Cike Gleichgesinnte, die ihr Halt geben und auch einige alte Bekannte aus Rins Zeit an der Akademie von Sinegard sind erneut an ihrer Seite.

Was die Handlung betrifft, darf man sich als Leser hier nichts vormachen: „Die Kaiserin“ ist vor allem ein Kriegsroman, der sich über große Teile hinweg hauptsächlich mit strategischen Überlegungen und tatsächlichen Schlachten beschäftigt. Rin ist dabei ein angenehm unüblicher Charakter; sie ist fehlerbehaftet, unbeherrscht und in manchen Dingen unfassbar naiv. Ihre Entscheidungen kann man als Leser oft nur verdammen, auch wenn man sie auf tragische Weise nachvollziehen kann.

Mit dieser Reihe hat R.F. Kuang Fantasy geschaffen, die sich deutlich von den Neuerscheinungen der letzten Jahre abhebt. „Im Zeichen der Mohnblume“ ist sprachlich gewaltig und zitiert und kritisiert mit klaren, harten Beschreibungen historische Geschehen wie den Chinesisch-Japanischen oder die Opiumkriege. Dabei kommt die Autorin fast vollständig ohne die übliche Liebesgeschichte aus und fokussiert sich lieber auf Themen wie Freundschaft, Loyalität und Verlust. Das Ende lässt befürchten, dass der dritte Band emotional noch mehr aufrütteln wird, als es in diesem schon der Fall war. Es werden wohl einige Tränen fließen, aber lesen muss ich ihn trotzdem – ich muss einfach wissen, wie es mit Rin weitergeht.