Rezension

Ein schwieriges Thema fast perfekt umgesetzt

Mein Leben für deins - Amber Kizer

Mein Leben für deins
von Amber Kizer

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Jessica ist alles andere als beliebt in ihrer Schule. Sie hat nicht wirklich Freundinnen und lebt so auch eher zurück gezogen. Als sie wegen eines nicht so lustigen Vorfalls schließlich zu einer Halloween-Party eingeladen wird, und sie denkt, endlich irgendwie dazu gehören zu können, geschieht das Unfassbare: Sie stirbt wegen eines Autounfalls.
Da ihre Eltern sich dazu entschließen Jessicas Organe zu spenden, haben fortan vier Jugendliche die Chance ein ganz neues Leben anzufangen. Ein Leben, ohne auf den ersehnten Anruf warten zu müssen. Ein Leben, welches doch eigentlich schon bald vorbei sein sollte. Nutzen sie ihre zweite Chance? Und welche Rolle spielt die tote Jessica noch nach ihrer Organspende?

Meine Meinung
Zwar behandelt Mein Leben für deins die Geschichte von nur fünf Charakteren, bis ich allerdings mit diesen zurecht gekommen bin, dauerte es eine ganze Weile. Auf den ersten Seiten erfuhr ich ein bisschen was über Jessica. Wie sie lebt, aus welchen Elternhaus sie stammt und was sie in der Schule von ihren boshaften Mitschülerinnen erleiden musste. Das war echt nicht schön. Sie hat mir unendlich Leid getan und ich habe die ganze Zeit gehofft, dass die Protagonistin wenigstens noch ein Ereignis miterleben durfte, bevor sie sich verabschiedete, aber leider, leider sollte es nicht so weit kommen.
Nach dem Unfall sind wir aber nicht allein mit den vier anderen Charakteren unterwegs, denn Jessica, die durch ihre Organe mit allen verbunden ist, begleitet uns und gibt auch zu machen Dingen ziemlich witzige, aber auch nachdenkliche Kommentare Preis. Die gesamte Geschichte wird aus ihrer Sicht, in der Ich-Form erzählt.
Wie schon angekündigt, hatte ich im früheren Verlauf der Geschichte ein paar Probleme, mich richtig mit den Charakteren anfreunden zu können. Die Orte und die handelnden Personen wechseln so häufig, dass ich manchmal ein bisschen ins Schleudern geraten bin. Hier hätte ich mir einen besseren Übergang gewünscht, um gleich zu wissen, bei wem ich mich zusammen mir Jessica gerade befinde.
Aber nachdem ich die ersten Kapitel hinter mir gelassen hatte, sind mir alle vier ziemlich ans Herz gewachsen. Allen voran Misty, die mir, wenn ich das sagen kann, von allen am meisten Leid getan hat. Die finanzielle Situation in ihrer Familie ist ziemlich angespannt, was die Bezahlung der ganzen Arztrechnungen natürlich um einiges erschwert. Hier hat Amber Kizer wirklich behutsam die ganzen Schwierigkeiten zum Vorschein gebracht. Doch nicht nur dies gelingt der Autorin, sondern ebenfalls die Tatsache, dass man sich als Leser wirklich ans Herz greift und der kleinen Misty so gerne helfen würde. Gefühle kamen bei mir ganz besonders an den Stellen auf, in denen es um Misty ging.

»Es gibt tausend Millionen kleine Wunder, die einem Menschen das Leben schenken, wenn sie auf die richtige Weise passieren. Und trotzdem kann keines von ihnen einen lebendigen Körper in ein lebenswertes Leben verwandeln. Leben werden jenseits der Zahlen gelebt. In dem Raum zwischen den Wundern.«
Zitat aus: "Mein Leben für deins" -Jessica-

Ebenfalls zu den anderen Charakteren hatte ich irgendwann einen ziemlich tiefen Bezug und konnte mich auch nicht mehr dagegen wehren, einfach weiter zu lesen um zu schauen, wie die Vier miteinander klar kommen und vor allen Dingen: In welchem Bezug sie außerdem noch zueinander stehen. Wie werden sie sich kennen lernen? Unter welchen Umständen? Diese Spannung, auch wenn es nur eine sehr leichte ist, ist das gesamte Buch über eine Konstante, während die Emotionen eher mal kurz abflachten, um dann wieder dem Himmel empor zu schweben. Ich habe gelitten. Ganz ehrlich. Manche Situationen empfand ich als echt schlimm...
Die Beziehung der Jugendlichen untereinander war für mich schon etwas Besonderes. Sie sind füreinander da, ohne dass sie es überhaupt bewusst wahrnehmen und ziehen sich ständig aus den tiefen Gruben heraus. Es hat mir wirklich Spaß gemacht zu lesen, wie diese Verbindung von Seite zu Seite an Substanz dazu gewinnt.
Leider habe ich auch etwas zu "meckern": Vivian, die ja für ihr Leben gerne malt, denkt leider auch manchmal in Farben. So werden ständig, wenn sie gerade die Hauptperson in einer Szene ist, verschiedene Farbtöne mit in die Geschichte mit eingebaut, was mich irgendwann nur noch genervt hat und für mich zugegeben auch überflüssig war. Wenn sie ab und zu mal ihre Farbpalette rausgeholt hätte, wäre es für mich noch in Ordnung gewesen, aber die massigen Wiederholungen davon waren für mich echt anstrengend.

Fazit:
Amber Kizer ist auf ein sehr wichtiges Thema eingegangen, über das, meiner Meinung nach, immer noch viel zu wenig gesprochen wird. Sie behandelt das Thema Organspende sehr behutsam und geht auf verschiedene Dinge enorm gut ein. Ein wirklich wichtiges Thema wurde von ihr (fast) perfekt umgesetzt.
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