Rezension

Ein recht interessantes Debüt

Hippiesommer - Inge Kutter

Hippiesommer
von Inge Kutter

Bewertet mit 3 Sternen

~~Eine junge Frau, grade mal Ende Zwanzig steckt in der Leistungsfalle. Sie hat nach einem Praktikum einen der begehrten Jobs bei einem Unternehmensberater ergattert. Sie gibt wirklich alles, ist dauern erreichbar, arbeitet fast ununterbrochen und hat längst jede Balance verloren. Ihr Leben mit ihrem Partner scheint eine Farce, sie sehen sich kaum – trotz gemeinsamer Wohnung. Dann entschließt sich die junge Frau zum ersten Mal seit langer Zeit, Weihnachten bei den Eltern zu verbringen und dort kommt es zum Zusammenbruch.
Es ist ziemlich schnell klar, dass nicht nur die Arbeitsbelastung zum Kollaps führte, sondern ihre Suche nach Anerkennung und Aufmerksamkeit. In Elenas Leben gab es keine rechte Konstante. Ihre Mutter lebte ein Hippieleben, sah sich mehr als Künstlerin und blendete die Realität gern aus, war Elena eigentlich nie die Mutter, die sich wünschte.
Da das lineare Erzählen wohl aus der Mode gekommen scheint, gibt es auch hier verschiedene Zeit-und  Handlungsebenen, in denen die Autorin  Elenas Leben, ihre Wünsche und zerplatzen Träume ausbreitet. Da gibt es die Gegenwart, in der man ihre Belastung, ihr brüchiges Leben sieht, Rückblenden in ihre Kindheit und Jugend, von der sie distanziert in der 3. Person erzählt und fast als interessantestes Element, die Gespräche mit dem Therapeuten. Trotz dieses Stilmittels wirkt die Geschichte fließend und wie aus einem Guss.
Schicht um Schicht legt der Roman das Leben von Elena und ihren Eltern Susanne und Hajo bloss. Dabei hält die Geschichte einen leichten, fast unterhaltsamen Ton, den ich anfangs bei dem Thema gar nicht erwartet hätte. Man kann Elena und ihren Burn-out sicher nicht ohne das Leben ihrer Mutter Susanne verstehen und deshalb scheint mir der Titel Hippiesommer auch gut gewählt.
Das Ende des Buchs lässt den Leser für Elena hoffen und fast zum ersten Mal hatte ich eine Beziehung zu dieser Figur gefunden, die mir sonst immer fern und distanziert geblieben ist.
Ich bin von diesem Roman positiv überrascht, es gibt mir über die Lektüre hinaus noch Stoff zur Reflektion. Ich finde es ein gelungenes Debüt.