Rezension

Ein Neuanfang in der Ferne

Der Löwensucher
von Kenneth Bonert

Klappentext:
Was steckt in dir? Hast du das Zeug dazu, im Leben ein Löwe zu sein? Isaac Helger, wilder, kluger Sohn jüdischer Einwanderer in Südafrika, ist hin- und hergerissen zwischen Tradition und Aufbruch. In den späten 1930er Jahren trifft er eine schicksalhafte Entscheidung. Eine universelle Geschichte über einen jungen Menschen auf der Suche nach Erfolg und nach seinem Platz im Leben. Atmosphärische Familiensaga und literarischer Schelmenroman – eine grandiose literarische Entdeckung.

Der Autor:
Kenneth Bonert, geboren 1972 in Johannesburg, wo er auch aufwuchs, bis er 17-jährig mit den Eltern nach Kanada emigrierte. Er studierte Journalistik an der Ryerson University in Toronto, wo er heute als Reporter und Schriftsteller lebt. Sein Romanerstling ›Der Löwensucher‹ gewann 2013 den National Jewish Book Award und den Edward Lewis Wallant Award und war auf der Shortlist für den Governor General’s Award.

Meine Meinung:
Isaac ist fünf Jahre alt, als er mit seiner Mutter "Mame" Gitelle und seiner Schwester Rively nach Johannesburg geht. Dort lebt Vater Abel, der "die Zeit repariert" - er betreibt eine Uhrmacherwerkstatt und sinniert über seine Heimat, die er nicht mehr hat. Sie sind jüdische Einwanderer, haben ihre Wurzeln in Litauen. Und da sind auch viele Familienangehörige, die nun in der Ferne leben.
Gitelle ist eine eiserne Frau, die mit strenger Hand regiert, träumt sie doch von besseren Zeiten, von einem Domizil, in dem auch die gesamte Familie Platz hätte - und darauf arbeitet sie hin. Ihre Schwestern sollen der Verfolgung der Juden in Litauen entkommen.
Isaac, der anfangs noch überaus sensibel ist, tut alles für den Traum seiner Mame. Denn wie sagt sie immer zu ihm: "Gehörst du zu den Klugen oder den Dummen?" Er hat keine Wahl, sucht sich später verschiedene Arbeiten, um die Anforderungen der Mutter zu stillen. Doch auch er verändert sich immer mehr, wird härter und setzt sich durch.

Doch die Zeiten ändern sich, denn der Antisemitismus wächst, und bald ist die Einreise der jüdischen Menschen aus Europa nur noch unter Vorbehalt möglich. Die Grauhemden werden immer stärker. Gitelle hat Angst um ihre Familie und versucht mit der Hilfe des "Löwensuchers" Avrom, ihrem Neffen, eine Lösung zu finden.

Durch ein Vierteljahrhundert begleitet man die Familie Helger in all ihrem Bestreben, ein neues, erfülltes Leben zu führen, zu kämpfen, zu gewinnen und zu verlieren.
Kenneth Bonert zeigt auf, was Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus anrichten.

Interessant fand ich, dass immer wieder die jüdische und afrikanische Sprache eingeflechtet wurde und es auch ein Glossar im Anhang gab.

Manchmal verlor sich der Autor in zu vielen Details und die Geschichte kam nicht so recht voran, was bei der Seitenzahl auch nicht verwunderlich ist.
"Der Löwensucher" ist mitunter grausam, voller Wahrheit und keine leichte Kost.

4 Sterne.