Rezension

ein netter hist, Roman

Die Hofreiterin – Der Traum von Freiheit -

Die Hofreiterin – Der Traum von Freiheit
von Franziska Stadler

Bewertet mit 4 Sternen

Die Spanische Hofreitschule mit ihren anachronistisch wirkenden, aber publikumswirksamen Darbietungen der Lippizaner bietet sich förmlich als Kulisse für diesen historischen Roman an, der 1898 in Wien spielt.

 

Worum geht’s?

 

Das Gestüt, das Julienne Rehberger gemeinsam mit ihren Zwillingen Irma und Anton führt, ist in schweren finanziellen Schwierigkeiten. Als dann noch Anton bei einem Unfall ums Lebens kommt, muss Novio, ein Lipizzanerhengst, an die Spanische Hofreitschule verkauft werden. Da sich Irma, die den Hengst seit seiner Geburt kennt und ihm einige der komplizierten Figuren beigebracht hat, nicht von Novio trennen will, schmiedet sie heimlich einen gewagten Plan. Sie will als Mann verkleidet, in der berühmten Reitschule als Eleve aufgenommen werden.

 

Zunächst scheint alles gut zu gehen, auch wenn sie als unbedarftes Landei in der Großstadt Wien ein wenig verloren wirkt. Als Konrad trifft sie auf Mizzi Kaspar, ehemalige Geliebte von Kronprinz Rudolph, die recht bald hinter ihr Geheimnis kommt.

 

Auch in der Spanischen Hofreitschule erfüllen sich Konrads Erwartungen, auch wenn der Tag mit harter Arbeit angefüllt ist und nicht jeder der Eleven, Konrad leiden kann. Vor allem der aufgeblasene Felix von Korthy sieht auf den nichtadeligen Konrad herab. Ausbildner Stefan Gowalka hingegen ist von seinem neuen Eleven, der mit seinem Pferd eins zu sein scheint, begeistert.

 

Dann kommt es, wie es kommen muss, Konrad wird als Irma entlarvt und muss die Reitschule verlassen. Aber sie ist nicht die einzige, die ein Geheimnis mit sich herumträgt ...

 

Meine Meinung:

 

Dieser historische Roman lässt sich sehr gut lesen. Er verbindet gleich mehrere Themen. Da ist zum einen die gesellschaftliche Stellung von Frauen, die lediglich als hübscher Aufputz ihrer Männer gelten, die Töchter werden als Heiratgut gesehen, das möglichst gewinnbringend an den Mann gebracht werden muss. Die gesellschaftliche Ächtung von Frauen, die ohne Ehemann Kinder bekommen wie Julienne. Wer der unbekannte Vater der Zwillinge ist, habe ich sofort herausgefunden. Das schwungvolle „R“ als Unterschrift auf den Briefen ist eindeutig. Die Verkleidung als Mann ist ein beliebtes Sujet, wirkt aber nicht immer authentisch. Aber das macht nichts, denn die Leser wissen ja was los ist und die anderen Figuren des Romans sehen nur das, was sie sehen wollen (oder sollen). Dabei ist es spannend zu lesen, dass Konrad für seine Reitkünste gelobt und teilweise bewundert wird, aber als die Tarnung auffliegt, diese nichts mehr wert sind. Ein bisschen Liebesgeschichte darf auch sein.

 

Der Schreibstil von Martina Sahler, die hinter dem Pseudonym Franziska Stadler steckt, ist locker und flüssig, so dass das Buch recht schnell gelesen werden kann. Die Autorin hat viel Zeit in die Recherche gesteckt. Historische Personen wie Kaiserin Elisabeth, die kurz nach ihrem Besuch in der Hofreitschule in Genf ermordet wird, oder eben Mizzi Kaspar sind gut eingebunden.

 

Die auf uns heute anachronistisch wirkenden Darbietungen der weißen Pferde gelten als Touristenattraktion und fast jeder Staatsbesuch darf sich an der Hohen Schule der Reitkunst erfreuen. Jahrhunderte lang war die Spanische Hofreitschule eine ausdrückliche Männerbastion. Erst im Jahr 2008 wurden die ersten jungen Frauen als Elevinnen aufgenommen.

 

Wie es mit Irma und Novio weitergehen wird, erfahren wir in Teil zwei, der im Herbst 2024 erscheinen wird.

 

Fazit:

 

Ein leicht zu lesender historischer Roman rund um die berühmten weißen Hengste der Spanischen Hofreitschule. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.