Rezension

Ein Mysterium

Revolver Christi -

Revolver Christi
von Anna Albinus

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Wallfahrt, eine Reliquie, eine religiöse Sekte, ungeklärte Todesfälle und ein ratloser Kriminalpolizist.

„Am Donnerstag, den 5. Juli 2018, dem dreiundzwanzigsten Ausstellungstag, fiel um 12.07 Uhr in der Kathedrale ein Schuss.“

Was ist das nur für eine erstaunliche Geschichte, die Anna Albinus in ihrem Debüt „Revolver Christi“ erzählt. Der Text ist kurz und knapp, gerade einmal 80 Seiten lang. Eine Novelle, wie es auf dem Buche steht. Anna Albinus studierte katholische Theologie, Judaistik und Kunstgeschichte und hebt ihr Werk auf absolut hohes kunstvolles Niveau.

Rund um eine mysteriöse Waffe, dem Revolver Christi rankt sich eine Geschichte um Heiligenverehrung, religiösem Irrsinn, Gewalt im Glauben, Spektakel und Zeremonie. Die Sekte der Bewaffneten Christi ist so gut erfunden, dass sie Wirklichkeit sein könnte. Es gibt unzählige Anspielungen auf Theologie und Bibelstellen. Ich bin mir sicher, nicht alles war mir möglich zu interpretieren, auch nicht nach wiederholtem Lesen.

Johanna Wächter (!) heißt die Anwaltsfachangestellte, die den einleitenden Schuss abgibt, angetan mit einem langen Mantel - unwillkürlich drängt sich mir Nick Cage in Stadt der Engel auf.

„Fürchten Sie sich nicht!“…

…sagt sie später zum Kommissar, der lange namenlos bleibt, bis er sich letztlich als ein Thomas vorstellt.

Der Schluss löst keines der Rätsel auf, die sich dem Kommissar (und der Leserin) stellen. So ist es wohl mit dem Glauben, es bleibt ein Mysterium.

Anna Albinus stand mir diesem Buch auf der Hotlist 2021 und hat für dieses Buch den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises 2021 erhalten.