Rezension

Ein Must-have für SF-Fans

Sleeping Giants - Sylvain Neuvel

Sleeping Giants
von Sylvain Neuvel

Bewertet mit 5 Sternen

Entspannend zwischen der sehr guten, aber oft etwas anstrengenden Literatur sind für mich SF und Dystopien (whatsoever), dafür scheint es stündlich neue Namen zu geben. Englischsprachiges hat wohl immer einen kleinen Bonus bei mir, davon abgesehen, habe ich mich ganz wunderbar erholt, erfrischt und amüsiert. Lest selbst!

Dass die Welt untergeht, ist noch nicht ausgemacht bei Sylvain Neuvel, denn es handelt sich bei seinem Debütroman eindeutig nicht um eine der beliebten Dystopien. Als Debüt sogleich einen Mehrbänder zu machen ist nicht ohne Wagemut. Diesen Wagemut hat der Autor, wie seine Vita zeigt, des öfteren bewiesen und ist belohnt worden. So auch diesmal. Die Themis Reihe wird Erfolg haben!

Die Menschheit findet etwas Großes, Ausserirdisches. Genau genommen findet „es“ die Army der USA, sie findet Sleeping Giants, das darf ich verraten, ist es doch der Titel. Allerdings ist die Findung mit einer Suche verbunden, die spannender kaum sein könnte. Und kaum hat man gefunden, entbrennt der unvermeidliche Streit, wem gehörts, was darf/kann man damit machen, diplomatische Verwicklungen, Intrigen, Kampf, Beschwichtigungen, Lügen, na ja, der übliche irdische Ringeltanz.

Ha, ich habe euch nichts verraten! Lest keine anderen Rezensionen, die verraten euch alles. Was schade wäre und das ganze Überraschungsei zerdetscht!

Was mir an „Sleeping Giants“ so gefällt, ist, dass der Autor mit simplen Mitteln versteht, einen Effekt der Atemlosigkeit zu bewirken! Obwohl scheinbar von aussen, durch bloße Akteneinsicht auf das Geschehen geguckt wird, hat man den Eindruck mitten im Getümmel zu sein. Dabei jagt ein Einfall den anderen; ich war geflasht. Der Autor hat den Dreh raus, spannt den Bogen und trifft. Er hat mich nicht einmal, sondern mehrere Male überrascht. Gut, einmal, in der Mitte, dachte ich, „Was ist das denn?“. Plötzlich mutierte das Buch erklärungsschwach zum Märchenbuch mit Königstocher und Prinzen und allem Pipapo. Aber diese Ebene haben wir dann schnell wieder hinter uns gelassen und der Autor konnte mich wieder voll drankriegen.

Die Sprache ist einfach. Möglicherweise wäre es mir im Deutschen zu platt. Aber im Original war alles, wie es zu sein hatte. Die einfache Sprache lädt auch nicht so versierte Englisch-Leser ein, es einmal im Original zu versuchen. Nichtsdestotrotz - ist es immer noch englisch!

Hervorheben möchte ich die herrliche Ironie des Autors, die einen nicht unbeträchtlichen Reiz des Romans ausmacht und mit der er u.a. der Armygläubigkeit (allgemeiner der Autoritätshörigkeit) der USA und anderen politischen Sächelchen so ganz nebenbei ein paar Klatscher verpast: „Hier haste, und da und da und noch einmal eins druff.“

Fazit: Ein absoluter Lesespaß für SF-Fans ohne langwierigen technischen Schnickschnack! Must have.

Kategorie: SF
Verlag: Penguin, 2016