Rezension

Ein Mann mit Scheißschuhen und einem Zauberlächeln

Alles ist besser in der Nacht - Rebecca C. Schnyder

Alles ist besser in der Nacht
von Rebecca C. Schnyder

Bewertet mit 3 Sternen

Billy hat vor einiger Zeit ein Buch geschrieben, mit dem sie zufällig ziemlich erfolgreich war. Nur im Moment findet die junge Frau nicht mehr ins Schreiben zurück. Da hilft auch Pierres gutes Zureden und Drängen nicht. Denn er muss dem Verlag demnächst ein paar Auszüge ihres neuen Buches präsentieren.
Generell scheint es der jungen Frau schwer zu fallen sich im Hier und Jetzt zurecht zu finden. Der Erfolgsdruck auf der einen Seite, das freischwebende Dasein ohne Verpflichtungen am Tag auf der anderen Seite setzen ihr ziemlich zu. Weder ihre beste Freundin Guen noch Noe, der neue Mann in ihrem Leben, können Billy wieder zu "festem Boden" unter den Füßen verhelfen. Zuerst muss sie sich erst selbst einmal helfen, sonst droht ihre Welt zu zerbrechen.

Rebecca C. Schnyder hat mit Billy eine, wie ich finde, "hochexplosive" Protagonistin geschaffen. Die Figur hat eigentlich niemanden mit dem sie über ihre Probleme und Schwierigkeiten reden kann. Was vielleicht auch daran liegen mag, dass die junge Frau selbst nicht an ihre Gefühle heran zu kommen scheint und es vermutlich nicht gelernt hat diese angemessen auszudrücken.
Die kurzen, prägnanten Sätze der Autorin stellen sehr gut Billys Ärger, Wut, Schmerz und Ängste dar. Als Leser erkennt man daher gut, wie der Erfolgsdruck der Frau zusetzt. Zudem geht ihr langsam das Geld aus, so dass es zunehmend schwieriger wird den ganzen Tag nur "Abzuhängen".
Von ihrem Umfeld scheint sich Billy eher ungeliebt zu fühlen. Daher ist sie sich auch ziemlich sicher, dass Noe, der Mann  mit dem Zauberlächeln, sie bald wieder verlassen wird. Aber wie soll man die Anfang Zwanzigjährige auch gerne haben, wenn sie sich doch noch nicht einmal selbst ertragen kann.
Die junge Frau erinnerte mich an einen Teekessel, der unter zu großem Druck steht. Man konnte regelrecht auf den großen Knall warten.
Frau Schneyder hat mit ihrer Sprache die Persönlichkeiten der Figuren sehr gut dargestellt. Dieser Zwiespalt zwischen Rebellion und sich anpassen um dazu zu gehören, zwischen "geh weg" und "eigentlich hab ich dich gern und möchte dass du bleibst" kennen vermutlich nicht nur Jugendliche. 
Ich hingegen nehme anscheinend eher die Rolle von Billys Mutter ein. Im wirklichen Leben hätten mich Guen aber vor allem Billy zur Verzweiflung gebracht. Mehr als ein Mal hätte ich, zumindest Letztere der beiden, gerne einmal "geschüttelt".

Obwohl die Geschichte durch ihren Aufbau bzw. durch den Schreibstil gekonnt dargestellt wird, hat sie mir persönlich nicht gefallen. Unter dem Klappentext habe ich mir etwas ganz anderes vorgestellt. Die Handlung an sich finde ich zu problembehaftet. Das liegt mir persönlich im Moment anscheinend nicht.

Fazit:
Trotz schriftstellerischem Können, hat die Geschichte nicht ganz meinen Geschmack getroffen.