Rezension

Ein leiser, lesenswerter Kriminalroman

Glycinienmord - Nicole Joens

Glycinienmord
von Nicole Joens

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dr. Jens Hauser ist vor vielen Jahren von Kehlheim an der Donau nach New York ausgewandert. Hier bekommt er von seiner Jugendliebe Olivia eine Nachricht, die er nicht zu deuten weiß und die auf illegale Machenschaften ihres Vaters hinweist. Er fühlt sich Gisela immer noch verbunden und kehrt nach Kehlheim zurück um zusammen mit seiner jungen New Yorker Assistentin Olivia und der Berliner Polizeipsychologin Lilian Kämmerer alte, ungelöste Fälle aus der Nazizeit erneut aufzurollen und endgültig zu klären. Dabei stößt er immer wieder auf seine Wurzeln, die in Schlesien liegen und Wiederstände, die bis in die höchsten Regierungsebenen reichen.

Autorin Nicole Joens kenne ich bisher von zwei Hawaii-Romanen, die mich zu fesseln wussten. Mit diesem Buch jetzt hat sie einen ganz außergewöhnlichen Kriminalroman geschaffen, bei dem die Spannung nicht sofort und augenscheinlich zu fassen ist. Mit raffinierter psychologischer Erzählkunst hat sie es geschafft, mich in diese Geschichte hinein zu ziehen. Die vielschichtigen und sehr facettenreichen Protagonisten geben der Geschichte eine sehr farbige und lebendige Kontur. Einzig Jens Hausers sprunghaftes Liebesleben ist mir etwas zu viel des Guten. Ein paar Fragen, die sich aus der Geschichte ergeben, bleiben für mich offen. Trotzdem freue ich mich schon sehr auf die angekündigte Fortsetzung.

Wer einen blutigen oder affektheischenden Krimi erwartet, wird enttäuscht werden. Dieses Buch besticht durch seine leisen kriminellen Töne, auf die man sich einlassen muss.