Rezension

Ein kluges Buch

Die verspielte Welt - Paul Lendvai

Die verspielte Welt
von Paul Lendvai

Bewertet mit 4 Sternen

Die verspielte Welt ist ein Buch mit mehreren Essays verschiedener Themen, die aber durchaus auch einen Zusammenhang aufweisen. Der Umgang der Welt mit der Demokratie.

 

Begegnungen und Erinnerungen ist der Untertitel des Buches.

 

Was Paul Lendvai schreibt ist klar, ohne Pathos und gut durchdacht. Er vermag es, Themen, die wenig bekannt sind, zu beschreiben und auch über das, was bekannt und vielfach diskutiert sind, tiefer zu konkretisieren. Als Beispiel möchte ich das Handke-Essay nennen. Handkes Borniertheit um Serbien und seine Bewunderung von Milosevic hält jetzt schon lange an. Es mag Beweggründe für Handke geben. Lendvai nimmt Bezug auf den Handke-Biographen Malte Herwig. Wie schwerwiegend Handkes Auffassung in eine falsche Richtung geht, weist Lendvai verblüffend direkt nach. Das kann ich dankbar zur Kenntnis nehmen, trotz meiner Bewunderung für Handkes literarische Qualitäten.

 

Paul Lendvai ist natürlich Orban-Experte und hat auch ein Buch über Ungarns Ministerpräsidenten geschrieben. In dem hier vertretenen Orban-Essay geht er dem Orban-Rätsel auf die Spur. Er nennt klar die Methoden und Bedingen, die dazu führen, dass jemand wie der erbarmungslose Fast-Diktator Viktor Orban immer wieder gewählt wird. Dazu nennt Lendvai auch die Brüche in der Geschichte Ungarns.

 

Zu ein paar der anderen Essays habe ich wenig thematische Bezüge, aber es ist insgesamt zweifelsfrei ein wirklich kluges Buch.

Am Ende warnt Paul Lendvai über die trügerische Sehnsucht nach einem starken Mann. Das ist nicht vereinbar mit Demokratie. Was dabei herauskommt sind Machtbessesene wie Putin, Erdogan und Trump.