Rezension

Ein Katastrophenfilm

Todesbrut - Klaus-Peter Wolf

Todesbrut
von Klaus-Peter Wolf

Bewertet mit 2.5 Sternen

Dieses Buch ist wie das Sujet für einen mittelmäßigen Katastrophenfilm. 
In Amerika ist die Vogelgrippe ausgebrochen. Das Virus hat Menschen befallen, ist auch von Mensch zu Mensch übertragbar und verbreitet sich in Windeseile in der ganzen Welt. Nach drei Tagen sterben die Infizierten. Ein Krisenherd ist Emden.

Zunächst lernt man hier jede Menge Menschen kennen. 
Da ist Benjo, der mit seiner Freundin Liebesurlaub auf Borkum machen möchte, und Kai und Margit Rose, deren Ehe am seidenen Faden hängt, Ubbo, der eine volltechnisierte Hühnerfarm betreibt mit seinem Sohn Tim, der im Rollstuhl sitzt und dessen Freundin Josy, einer fanatischen Tierschützerin, Oskar, der psychopatische Polizist, Carlo vom Veterinäramt, Ole, Ulf, Fokko, Bettina, Lukka, Antje, Regula, Charlie, Holger, Akki, um nur einige davon zu nennen. 
Hier wird jeder gründlich vorgestellt, seine Vergangenheit, seine Probleme, seine Familie und, entschuldigung, das ist mehr als ein durchschnittlicher Leser verkraften kann. Auf Seite 50 habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, das Buch wegzulegen. Auf Seite 100 hatte ich beschlossen, die Dinge zu nehmen, wie sie kommen und es zu ignorieren, wenn ich vergessen hatte, wer das denn nun wieder war. Dann war es ganz spannend…wenn man nicht über die Logik des Geschehens nachdenkt und auch das hinnimmt, wie es kommt.
 
Schon einen Tag nach Ausbrechen der Krankheit verfallen die Massen in Hysterie, die öffentliche Ordnung bricht zusammen, es herrschen bürgerkriegsartige Zustände. Und auch wenn ein solches Szenario denkbar ist, sollte man doch meinen, dass es etwas länger dauern müsste, bis es so weit kommt. 
Genauso plötzlich, wie die Situation eskaliert, entspannt sie sich dann wieder. Da lassen sich selbsternannte Freischärlertruppen von einem Wagen mit Blaulicht vertreiben, der Mob kann schließlich doch von vernunftbegabten Menschen gezügelt werden und die Meuterei auf der Nordseefähre bekommt die Küstenwache (?) in den Griff (wo sind die nur hergekommen?).

Die Handlung umfasst nur 2-3 Tage. So ganz sicher ist man sich nicht. Es ist schwer, den Überblick zu behalten. Aber in diesen wenigen Tagen hat man nahezu den dritten Weltkrieg erlebt. Das ist durchaus spannend und unterhaltsam, aber ein gelegentliches Stirnrunzeln konnte ich mir nicht verkneifen. Für mich war es ein bisschen zu viel des Guten, in jeder Hinsicht.