Rezension

Ein ganz besonderer Reisebericht

Ich bin dann mal weg -

Ich bin dann mal weg
von Hape Kerkeling

Bewertet mit 5 Sternen

Hape Kerkeling sagt an einer Stelle, dass es erstaunlich ist wie viele Leute (himself included) den Jakobsweg gehen, weil sie die Bücher von Shirley MacLaine oder Paulo Coelho gelesen haben. Zu dem Zeitpunkt hat er noch nicht mal geahnt, welchen Boom er mit seinem Reisebericht auslösen wird. Obwohl er ja auch 2001 schon sehr viele deutschsprachige Wanderer auf seiner 600km langen Pilgerreise trifft, so hatte die Mehrheit wohl vor dem Erscheinen seines Bestsellers noch nie was vom "Camino" gehört, oder zumindest in Erwägung gezogen diesen selbst mal zu gehen. Was sich danach ja schlagartig änderte. Es gab zahllose Nachahmer, und Pro7 schickte sogar ein paar Promis auf eine kamerabegleitete Wanderung durch Spanien.

Ich selbst habe nicht vor, diesen Weg zu beschreiten. Das liegt zum einen wahrscheinlich am mangelnden Interesse am spirituell-religiösen Aspekt, zum nicht unerheblichen Teil aber auch daran dass ich mir ebenso wie Hape Kerkeling nicht vorstellen kann, in den zumeist sehr primitiven Pilgerherbergen zu übernachten. Er probiert sie immerhin mal aus, aber fragt sich schon schnell "Ich hab sie doch nicht mehr alle, mir so eine Herberge anzutun. Wie alt bin ich eigentlich? 15?" Da er sich bessere Hotels (sofern diese überhaupt vorhanden sind - auch da hat er lustige Anekdoten zu erzählen) leisten kann, tut er das fortan auch.

Das Buch hatte ich schon länger in meinem Regal stehen, 'gelesen' habe ich es jetzt aber schlussendlich als Audiobook. In dem Metier bin ich noch recht neu, und gerade diese ungekürzte Lesung ist mit über 10 Stunden nicht unbedingt ein ideales 'Einsteigswerk'. Andererseits liest hier Hape Kerkeling selbst, und was kann es Besseres geben als vom Autor seine sehr persönliche Geschichte erzählt zu bekommen. Noch dazu von einem, dem ich gerne zuhöre - nicht nur wenn er Olaf spricht. Ach, ich vermisse ihn schon sehr auf dem TV-Bildschirm.
 
Zwischendurch erzählt Kerkeling auch mal kleine Anekdoten aus seinem Künstlerleben, zum Beispiel doch recht detailliert wie er einst überhaupt bekannt geworden ist. Von Ottfried Frischer bekam er seinen ersten größeren Preis überreicht, und Otto Waalkes hat ihn bei einer Party in die Künstlerwelt eingeführt. Abschweifungen, denen ich interessiert gelauscht habe. Doch auch seine Erlebnisse auf seinem Weg nach Santiago de Compostella sind sehr unterhaltsam. Nicht zuletzt weil er doch mehrere komische, aber auch berührende Situationen (der Hund Pepe!) erlebt und vor allem haufenweise andere Pilger trifft - und von jedem von ihnen lernt er etwas, wie er gegen Ende aufzählt.

Hätte ich das Buch gelesen, hätte ich wahrscheinlich 4 Sterne vergeben. Dass mir hier Hape Kerkeling höchstpersönlich aber von seinem Weg zu sich selbst erzählt, muss ich unbedingt mit einem Bonuspunkt "belohnen".