Rezension

Ein früher Lenz

Der Überläufer - Siegfried Lenz

Der Überläufer
von Siegfried Lenz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieses Buch ist eigentlich der zweite Roman von Siegfried Lenz, aber er wurde 1951 nicht veröffentlicht, weil er im heraufziehenden Kalten Krieg nicht in die politische Landschaft passte. Er erschien deshalb erst nach Lenz' Tod.

Erzählt wird die Geschichte des jungen Soldaten Walter Proska, der auf dem Weg zu seiner Einheit eine junge Polin kennenlernt. Als der Zug, mit dem beide unterwegs sind, gesprengt wird, trifft er auf eine kleine Schar deutscher Soldaten, die eine "Festung" im Wald bewachen und schließt sich ihnen an. Der brutale Vorgesetzte schindet seine Leute, erschießt grundlos Zivilisten und die Untergebenen flüchten sich in ihre Scheinwelten. Immer wieder aber gelingt es Proska die junge Wanda zu treffen. Im zweiten Teil läuft Proska zu den russischen Truppen über und erlebt mit ihnen das grausame Kriegsende.

Man merkt, dass dieses Buch ein Frühwerk von Lenz ist, denn es ist noch nicht so stringent erzählt wie seine späteren Romane. Trotzdem schildert er eindrücklich die Schrecken des Krieges, die Ödnis, die ständig gleichen Abläufe und man merkt, dass er schreiben kann. Manchmal hat das Buch allerdings Längen und ich musste mich zwingen weiterzulesen.

Das Buch ist aber insgesamt ein eindringlicher Appell gegen Krieg, wo auch immer er stattfindet.