Rezension

Ein fesselndes Psychodrama & ein spannender Justizthriller!

Die falsche Zeugin -

Die falsche Zeugin
von Karin Slaughter

Bewertet mit 5 Sternen

Ich mag nur die stand-alone Thriller von Karin Slaughter, und dieser ist meiner Meinung nach bisher ihr Bester!

Er hat einfach alles: eine packende, vielschichtige, ausgeklügelte, überraschende Handlung, wahrhaft interessante Charaktere, und geistreiches Storytelling! Zudem gibt es „kleine aber feine“ Aspekte bezüglich MeToo sowie der belastenden Pandemie Situation, die wirklich gekonnt (nuanciert, kein bisschen plakativ!) in die Geschichte eingeflochten sind. Ich liebe es, dass die Autorin die Figurenzeichnung und den Plot intelligent, authentisch, schonungslos sowie mit viel psychologischem Gespür angeht!

Zwei Schwestern (Leigh & Callie) haben als Teenagerinnen unvorstellbar Schreckliches erlebt bzw. waren gezwungen etwas Drastisches zu tun, um eine Zukunft zu haben. Eine war und ist labil, die andere anpassungsfähig und erfolgreich. Als sie über 20 Jahre später von der Vergangenheit einholt werden, ergänzen sich ihre Fähigkeiten bzw. Lebenserfahrungen bei der gefährlichen Suche nach einem Ausweg.

Die Schwestern sind eindrucksvoll kaputt, wenn auch auf völlig unterschiedliche Weise sowie aus (teilweise) unterschiedlichen Gründen. Ich finde es faszinierend verstörend, wie Karin Slaughter die seelischen Abgründe der beiden schildert: absolut lebensnah und nachvollziehbar! Die Autorin scheut sich nicht den „Heldinnen“ ihrer Geschichte viele unschöne Eigenschaften zu verpassen, aber ich mochte ich sie trotzdem (oder gerade deswegen?)

Karin Slaughter schreibt wunderbar unverblümt und sehr anschaulich, wenn es um Elend wie brutale Begebenheiten geht. Ich mag es eigentlich nicht, wenn körperliche und seelische Qualen oder massive Gewalt detailliert ausgeführt werden, aber es passt zu den Umständen. Es gibt auch skurrile Momente, denn Probleme werden ab und an ziemlich schwarzhumorig betrachtet…