Rezension

Ein feiner, spitzfindiger Spaß

Nives -

Nives
von Sacha Naspini

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn man den Klappentext dieses Buches liest, denkt man, es ginge hier um eine skurrile alte-Frau-mit-Huhn-Geschichte. Am Anfang ist es das auch.

Nives stellt nach dem Tod ihres Ehemanns fest, dass sie ihn eigentlich gar nicht braucht. Ihr Huhn Giacomina ist als Gesellschaft vollkommen ausreichend. Mit einem etwas derberen schwarzen Humor erzählt sie von ihrer Situation und von ihrem Mann. „Ungeschlacht“ ist wohl das richtige Wort dafür, aber vielleicht ist das auch nur italienische Mentalität, ganz unverblümt, den komischen Aspekt eines Unglücks herauszustreichen.

Als Gaiacomina sich plötzlich nicht mehr bewegt ruft Nives tief in der Nacht den Tierarzt an. Loriano schläft gerade seinen Rausch aus, meint seine Frau Domenica, aber Nives lässt nicht locker.

Dieses Telefonat ist das eigentliche Buch. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit, Nives, Loriano und Domenica, in einem italienischen Dorf kennt man sich eben. Und in ihrer Jugendzeit in den 60ern waren sie andere Menschen.

Aus dem tierärztlichen Notruf wird  erst eine unwillige Plauderei und dann eine Abrechnung mit allerlei Vergangenem, das immer wieder noch eine Überraschung bereithält.

Mit spitzbübischem Grinsen bekommt man hier vorgeführt, dass der erste Eindruck trügen kann, manchmal sogar noch der zweite oder dritte.

Besonders hübsch ist dieses Buch als Hörbuch, das Tanja Fornaro wunderbar vorträgt und dabei von  Timo Weisschnur unterstützt wird, der die männlichen Parts liest. Dieses Wechselspiel macht den Dialog nochmal lebendiger.

Dieses Hörbuch ist ein kleiner, skurriler Ausflug nach Italien, ein feiner, spitzfindiger Spaß und dauert 3 Stunden und 29 Minuten.