Düster, morbide und dennoch ganz, ganz, großes Lesekino!
Bewertet mit 5 Sternen
Die aus Wien stammende Autorin Michaela Kastel, beweist mir mit jedem ihrer Bücher, warum sie im Storytelling, die absolute Nummer eins für mich ist.
Mit ihrem erstmals im Heyne- Verlag erschienen Thriller Unsterblich setzt sie ihre Messlatte - wie sollte es auch anders sein - nochmal ein ganzes Stück höher und überzeugt mich - als ihren wohl größten Fan - wieder mal auf ganzer Linie...
Inhaltsangabe:
Einsam und versteckt lebt die Tierpräparatorin Sonja im Wald. Ihre Kundschaft ist dubios, viele Aufträge sind finster und illegal. Als sie einem jungen Mann begegnet und Gefühle für ihn entwickelt, versucht sie, aus ihrem Außenseiterleben auszubrechen. Doch dafür muss sie einen letzten Auftrag annehmen, der dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit hochspült und tödliche Gefahr birgt...
Die Hauptprotagonisten: ~VORSICHT SPOILER ~
Sonja Raich:
Sonja ist 27 Jahre und ist nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Großvater aufgewachsen. Sie lebt als Tierpräperatorin abgeschieden und einsam in einem Wald. Als sie Jonathan kennenlernt, möchte sie ihren Job und ihre dunkle Vergangenheit endgültig hinter sich lassen.
Dies ist aber leichter gesagt, als getan...
Jonathan Jordan:
Jonathan ist der neue Tierarzt im Dorf. Die Begenung mit Sonja könnte auch für ihn und seine Tochter einen neuen Anfang bedeuten.
Aber ist er sich wirklich bewusst, auf was er sich da einlässt...?
Klara Jordan:
Klara ist die kleine Tochter von Jonathan und begegnet Sonja das erste Mal im Wald.
Anfangs kann sie der "Hexe aus dem Wald" absolut nichts abgewinnen. Doch je mehr sie Sonja und auch ihre Arbeit als Tierpräperatorin kennen lernt, desto mehr schließt sie sie in ihr Herz...
Lothar Jungblut:
Lothar Jungblut ist 61 Jahre und ein ehemaliger Immobilienbaron. Er ist wohl Sonjas wichtigster Kunde. Aber auch der Dobioseste...
Walter Hillmann:
Walter Hillmann ist 76 Jahre alt und ein ehemaliger Kunsthändler und ebenfalls einer von Sonjas Kunden. Er hat eine Vorliebe für alles, was es nicht gibt...
Jörg Eckardt:
Auch Jörg Eckard hat von Sonjas Fähigkeiten gehört und tritt mit einer sehr "speziellen" Bitte an sie heran...
Meine Meinung: ~VORSICHT SPOILER~
Hier muss ich das Pferd von hinten aufzäumen, denn Leute: Das Ende dieses Thrillers ist zwar ganz à la Michaela Kastel, aber es ging mir das erste Mal so richtig, richtig nahe...
Ich war irgendwie alles: Ich war glücklich mal wieder ein Buch dieser phänomänalen Autorin gelesen zu haben, gleichzeitig aber auch wütend und traurig, dass es für eine derart junge Protagonistin, die in ihrem Leben schon so einiges durchgemacht hat und die endlich mal die Hoffnung auf ein bisschen Glück hatte, so ausgehen musste...
Wenn ich aber ganz erlich bin, so zog sich diese Traurigkeit durch die gesamte Geschichte, denn ja, das Buch ist harter Tobak und sicher nichts für allzu schwache Nerven und ja, ich liebe die Autorin nach wie vor sehr für ihre ausgefallenen Plots. Doch als jemand, der seine Katzen mehr als alles andere im Herzen trägt und ihre bereits verstorbene Großmutter so gut wie jeden Tag vermisst, war das Gelesene zuweilen schwer zu verkraften. Deshalb denke ich, kann man sich sicher vorstellen, wie ich dieses Buch vor mir hatte und des Öfteren den Tränen freien Lauf gelassen habe...
Das alles soll aber bestimmt nicht bedeuten, dass ich Unsterblich nicht trotzdem absolut gern und interessiert verfolgt habe. Ganz im Gegenteil: Es war fast wie eine Art Sucht. Zum Einen, musste ich das Buch immer mal weglegen, um das Gelesene einen Moment lang zu verdauen. Zum Anderen war es - besonders eben - zum Ende hin so sehr spannend, dass ich, wie automatisch immer zu der Lektüre griff, weil ich wissen wollte, wie es ausgeht...
Sonja ist als Hauptprotagonistin wieder einmal das, was ich so sehr schätze. Eine introvertierte, kühle, fokusierte, aber auch sehr einsame junge Frau, die nicht viele Fragen stellt und ihr abgeschiedenes Leben angenommen, ja sogar zuweilen lieben gelernt hat.
Erst als sie dann zufälligerweise auf Jonathan trifft, der sie - anders, als alle anderen-, völlig unvoreingenommen kennen lernen möchte, bröckelt auch Sonjas Fassade und sie beginnt sich langsam aber sicher zu fragen, ob DAS das ist, was sie wirklich will...
Zusätzlich gibt es dann auch noch Jonathans kleine Tochter Klara, die für mich immer so ein wenig das Licht in der Dunkelheit war, dem Ganzen ein klitzekleines bisschen Leichtigkeit gab, und vorallem Sonja auf erliche und tolle Weise zeigte, wie es ist mit anderen Menschen zu agieren.
Das tolle an Michaela Kastel ist auch einfach, dass sie nicht gefühlt zehn Protagonisten braucht, um einen Handlungsstrang spannend zu gestalten. Hier lautet der Leitfaden definitiv "Weniger ist mehr!"...
So ist Lothar Jungblut wohl der genialste und morbideste Antagonist, der mir jemals untergekommen ist. (Ganz besonders toll im dazugehörigen Hörbuch zu erleben, dass von Katja Sallay gesprochen wird.)
Ich könnte wohl ewig mit meiner Lobeshymne für diesen Thriller weitermachen. Aber das will ich gar nicht. Man soll schließlich Schluss machen, wenn's am schönsten ist oder?
Nur noch eines: Wie gewohnt ist der Schreibstil von Michaela Kastel phänomenal. Mit oftmals kurzen und prägnanten Sätzen, schafft sie es, ihre Idee und das, was sie erzählen möchte auf die Buchseiten zu bannen...
Ihr nächster Thriller erscheint im Frühjahr 2024, ebenfalls beim Heyne - Verlag. Und dreimal dürft ihr raten, wer sich wie Bolle darauf freut...!?
Mein abschließendes Fazit:
Ein spannender Thriller, bei dem auch mal Tränen flossen, mit einem Ende, das ich so nicht erwartet hätte...
Eben ganz Michaela Kastel...