Rezension

Du weißt erst zu schätzen, was du hast, wenn du es verlierst.

Milchbar
von Szilvia Molnar

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover zeigt in großer Unschärfe eine weibliche Brust, die Milchbar – passend zum Thema gewählt. Zwischen Stillen, Herumtragen und Wickeln des Neugeborenen enthält der Roman wenig Handlung. Die Realität von Mutterschaft wird realistisch eingefangen, denn eben noch frei und selbstbestimmt, muss die junge Frau, die Ich-Erzählerin, nun nach der Geburt den endlosen Bedürfnissen des Babys gerecht werden. Im neuen Leben mit postnataler Depression, mit  Milchpumpe, Wochenbett-Netzhosen, riesigen Binden für ihren wunden Körper, springt die Autorin etwas gedanklich wirr in ihr vorheriges Leben, beschreibt daneben ihre völlige Selbstaufgabe in großer Einsamkeit, auch  ihre teils perversen Gedanken John und das Baby betreffend. Ihre partnerschaftlichen Veränderungen werden ebenso angesprochen. Reflektionen über das Übersetzen von Texten und über Bryologie als der Wissenschaft von den Moosen spielen in diesem ehrlichen Mutterporträt eine nachrangige Rolle. Der Schreibstil ist teilweise brutal, sprüht nicht voller Begeisterung und Liebe für das Baby, sondern kämpft ich-bezogen mit der noch neuen Mutterschaft und ihrer körperlichen und seelischen Überforderung.