Rezension

Die wandernden Juden

Neuland - Eshkol Nevo

Neuland
von Eshkol Nevo

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Doris Vater braucht nach dem Tod seiner geliebten Frau eine Auszeit. Er reist nach Südamerika. Als Dori und seine Schwester lange nichts mehr von ihm gehört haben, machen sie sich Sorgen. Dori reist seinem Vater nach um ihn zu suchen.

Auch Inbar nimmt sich eine Auszeit. Wie es der Zufall so will, landet auch sie in Südamerika, wo sie dann auf Dori trifft. Obwohl die beiden auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind, fühlen sie sich zueinander hingezogen. Wenn da nur nicht Frau und Kind bzw. der Lebensgefährte in Israel auf sie warten würden…

Meine Meinung:
Ich kann mich den uneingeschränkt positiven Meinungen leider nicht ganz anschließen. Keine Frage, das Buch ist nicht schlecht. Eshkol Nevo hat etwas zu sagen und tut das auch in einer angenehmen Sprache. Allerdings lässt er sich beim Erzählen viel Zeit, zu viel für meinen Geschmack. Da gibt es doch etliche Längen und Wiederholungen. Die Wiederholungen kommen teilweise auch dadurch zustande, dass eine Szene aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird. Manchmal erfährt man so Neues, manchmal aber auch überhaupt nicht.

Ich hatte auch ein kleines Problem mit den Protagonisten. Weder Dori noch Inbar waren mir wirklich sympathisch. So hat es lange gedauert, bis ich mich für ihre Geschichte interessieren konnte. Nachdem ich aber über zwei Drittel des Buches mit ihnen gereist war, hat es mich doch noch gepackt.

Dagegen mochte ich den „Personenfinder“ Alfredo mit seiner lockeren, unaufgeregten Art sehr gerne, ebenso Inbars Großmutter Lili, deren Geschichte auch erzählt wird und die auch Auswirkungen auf die Geschichte von Dori und Inbar hat. Der Roman beinhaltet die Geschichten von vielen einzelnen Menschen, zusammengeschlossen in zwei Familien.

Dori ist zwar ausgezogen, um seinen Vater zu finden, doch tatsächlich findet er zu sich selbst. Und auch Inbar macht eine große Entwicklung durch.

In diesem Buch geht es zwar immer wieder um Juden, ihre Geschichte, ihre Besonderheiten, ihren Staat, ihre Kriege, doch vieles trifft auch auf jeden anderen Menschen zu.