Rezension

Die Vergangenheit ruht nicht

Zurück im Zorn - Christoph Heiden

Zurück im Zorn
von Christoph Heiden

Bewertet mit 4 Sternen

Ja, ein ruhiger Thriller dem man Zeit geben muss! Aber es lohnt sich und zum Ende hin ist man dann nur noch mehr schockiert.

20 Jahre ist es her dass die damals 12jährige Anna Majakowski ihre Eltern und Bruder bei einem Hausbrand verlor. Sie hat ihrem kleinen Dorf Gollwitz schnell den Rücken gekehrt und ging nach Berlin. Doch nun erhält sie Drohungen in Form von Briefen und Anrufen und jemand bedroht ihre Tante samt Familie mit dem Tod…also kehrt Anna zurück.. wie der Täter der damals für den Brand verantwortlich gemacht wurde…

Der Autor wirbt für sein Buch mit „ruhiger“ Thriller, auch wenn dies keiner für möglich hält, auch sowas gibt es und ich würde diesen Thriller auf jeden Fall in diese Kategorie stecken. Das ist keinesfalls negativ gemeint, wer hier aber Action und knallharte Typen erwartet ohne großen Sinnaufbau, der sollte diesen Thriller lieber nicht lesen.

Der Schreibstil ist ruhig, leicht zu verstehen. Zu Beginn gibt es eine kleine Kartenzeichung über das Dorf sowie ein kleines Personenregister was bei einigen Namen die dann mehr auf einen zukommen auch sehr sinnvoll und vor allem hilfreich ist. Trotz Ruhe vor dem Sturm schwebt immer eine kleine Spannung mit, die baut sich allerdings etwas langsamer auf, nimmt erst zur Mitte des Buches dann auch mehr Raum ein als sich die Dinge zu lichten beginnen.

Die Hauptperson ist natürlich Anna Majakowski, die seit ihrem 12.ten Lebensjahr durch den Brand und den Verlust der Familie traumatisiert ist. Noch schlimmer, sie kehrt zurück als auch der Täter aus der Anstalt als geheilt entlassen wird und im Dorf wieder Fuss fassen möchte. Anna hat ihre Macken, was verständlich ist, aber die Warnung vorweg – in diesem Thriller hat jeder „einen Schuss“ weg und sympathisch war mir lange Zeit keiner. Anna hat zum Beispiel ein Problem mit ihrer Wut und artet gerne in Gewalt aus.

Der damalige Ermittler Willy Urban, ebenso kein sympathischer Typ…er trinkt viel und gerne, verkommt selbst mit Haus seit dem Tod seiner Frau Eva und dieser Fall hat ihn nie losgelassen. Und jetzt schon gar nicht da der Täter aus der Anstalt entlassen wird… irgendwie muss es doch endlich möglich sein einen Schlussstrich zu ziehen und hier ist auch Willy vieles mehr als recht.

Die Dorfgemeinschaft, die Umgebung hat der Autor sehr gekonnt, realistisch und manchmal sehr bedrohlich aufgebaut. Auf der anderen Seite kann man sich sehr gut vorstellen dass es vielen Dörfern so geht die in der „Zeit stehen geblieben sind“. Die vom Wirtschaftsaufschwung nicht profitieren, sich vergessen fühlen, ihre Dinge, wie damals und schon seit je her, selbst regeln ohne dass ihnen jemand von „Außen“ reinfunkt. Entweder man hält zusammen oder hat den schwarzen Peter in der Hand.

Der Thriller hat einige Zeit gebraucht bis er mich überzeugen konnte, auch muss man hier und da fast schon kämpfen um mit den Protagonisten einigermassen zu Recht zu kommen, aber doch lohnt er sich allemal weil die Auflösung mir den Boden unter den Füssen weggerissen hatte. Weil man dann doch mehr erfahrt und einen größeren Blick hinter diesen „Dorfvorhang“ werfen kann und weil es nun mal ein Thriller ist der anders ist als das übliche Genre.

Von daher – eine klare Leseempfehlung!