Rezension

Die Verflechtungen der Familie Garrett

Eine gemeinsame Sache -

Eine gemeinsame Sache
von Anne Tyler

Bewertet mit 5 Sternen

Wie schade ist es oft, wenn Titel nicht aus dem Original übersetzt werden, hier "The French Brade", also der französische Zopf. In dem bereits so undenkbar viele Verflechtungen enthalten sind, dass man sie kaum zählen.

So ist es auch in der Familie Garrett? Oder sind es eher kaum welche? Manchmal kommt es dem Leser so vor, doch es sind die Verflechtungen, die Windungen, auf denen wieder und immer wieder in den Familienclan zurückgefunden wird.

Mutter, Vater und drei Kinder; zwei Töchter, ein Sohn. Groß der Unterschied zwischen den älteren Mädchen und dem kleinen Bruder. Fremd auch die jeweiligen Welten, aber nicht nur zwischen alt und jung: Manchmal kommt es mir beim Lesen so vor, als würde jedes einzelne Familienmitglied auf einem eigenen Planeten in der Galaxis schweben - vielleicht verloren, vielleicht einsam. Vor allem jedoch in seinem ureigenen Modus.

Der hier jedem zu eigen ist: vor allem fährt die Mutter der Familie, eine Art Freizeit-Künstlerin, aus der dann aber mehr wird, von Beginn an ihren eigenen Stiefel: sie kocht nicht, sie kümmert sich um die Kinder, nur wenn sie nicht malt und vor allem verhilft sie sich quasi sukzessive nicht nur zu einem eigenen Atelier, sondern zu einem eigenen Heim. Oh, wie ich sie beneide.

Man sieht also: Eigenständigkeit einer Frau kann Emanzipation sein, sie muss es aber nicht. Es kann auch um Selbstentfaltung, um einen eigenen Weg gehen, ohne etwas vernachlässigen zu wollen. Was man dann zwangsläufig doch tut.

Dies nur als ein Beispiel für den Entwurf eines Charakters durch die großartige Anne Tyler. Dieser Roman enthält noch so manch anderen und ein jeder ist die Lektüre wert! Probieren Sie es aus, es lohnt sich unbedingt!