Rezension

Die Magie der kleinen Dinge

Die Magie der kleinen Dinge
von Jessie Burton

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich bin gut reingekommen in die Geschichte, was vor allem an dem angenehmen Schreibstil lag. Er ist vielleicht nicht immer leicht zu lesen, dafür sehr poetisch und detailverliebt. Es gibt viele tolle Beschreibungen, nicht nur der Umgebung oder der Charaktere, vor allem auch vieler kleiner Gegenstände, so dass ich mir alles gut vorstellen konnte. Außerdem hatte die Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre – geheimnisvoll, mystisch und historisch – ich auf jeden Fall fühlt mich nach Amsterdam ins 17. Jahrhundert versetzt, habe die Herengracht vor Augen gehabt und viel über das damalige Leben lernen dürfen.

Es sind viele Themen, die in die Geschichte einfließen und denkt man, es geht ausschließlich um das Geheimnis der Miniaturistin, so wird man enttäuscht sein. Vielmehr geht es um eine sehr eigenwillige Familie, die viele Geheimnisse birgt, die nach und nach ans Tageslicht gelangen - es geht um Rassismus und Emanzipation, um Klassengesellschaften und gleichgeschlechtliche Liebe – nicht alle Themen werden ausgiebig behandelt, manche nur angerissen, manche ausführlicher behandelt. Insgesamt schienen es mir aber zu viele Themen zu sein für ein Buch dieser Dicke, zumal die Geschichte erst in der zweiten Hälfte Fahrt aufnimmt, während man in der ersten Hälfte erst mal die Charaktere genau kennenlernt und in der leider nur sehr wenig passiert.

Hat man aber die doch manchmal etwas langatmig geratene erste Hälfte geschafft, überschlagen sich die Ereignisse, und die Geschichte entwickelt eine ganz eigene Sogwirkung. Ich zumindest wollte wissen, wie die verschiedenen Geheimnisse zusammenhängen, habe selber gerätselt und mit der Protagonistin gefiebert. Das Ende konnte mich dann aber leider nicht überzeugen – auch wenn es vielleicht zur Geschichte passt und sie auch schlüssig abschließt, war ich nach Zuschlagen des Buches ein wenig deprimiert und hatte im Kopf immer noch Fragen, die leider nicht beantwortet waren.

Toll gelungen sind die Charaktere der Geschichte – es gibt nicht viele Personen, die eine wichtige Rolle für den Verlauf spielen, dafür sind diese aber exzellent gezeichnet. Die Figuren spiegeln nicht nur die Gesellschaft der damaligen Zeit wunderbar wieder, sie sind vor allem facettenreich, tiefgründig und geheimnisvoll. Jeder hat eine eigene Geschichte und Vergangenheit, so dass man sich besser in die Personen hineinversetzen und manche Handlung, die zunächst unverständlich erscheint, dann doch nachvollziehen kann.

 

Mein Fazit

Die Idee des Buches ist wirklich toll und in Abschnitten konnte mich das Buch wirklich überzeugen, fesseln und auch begeistern, leider aber braucht die Geschichte lange, um wirklich in Fahrt zu kommen. Toll sind aber der Schreibstil und die Gestaltung der Charaktere, so dass ich – auch wenn mich das Ende etwas deprimiert zurückgelassen hat – insgesamt 3,5/5 Sternen vergebe.