Rezension

Die Franzosen machen guten Käse

Das Licht und die Geräusche - Jan Schomburg

Das Licht und die Geräusche
von Jan Schomburg

Bewertet mit 3 Sternen

Johanna ist verknallt. In ihren besten Freund. Boris hat allerdings eine Freundin. Ana-Clara lebt aber in Portugal. Johanna verbringt also im Alltag wesentlich mehr Zeit mit Boris, als er mit seiner Freundin. Da ist viel Nähe zwischen ihnen, aber auch wenn nur 3 cm fehlten, geküsst hat Johanna Boris nicht oder Boris Johanna nicht. Nebenbei ist da noch Schule, eine Klassenfahrt nach Barcelona und verschrobene Beziehungen innerhalb der Klasse. In den Herbstferien verschwindet Boris plötzlich und Johanna bekommt einen Brief.

Das in etwa ist die Kurzfassung des Debütromans von Jan Schomburg. Und damit fängt jetzt die eigentliche Problematik an, zumindest was diese Rezension des Romans betrifft. Johanna erzählt. Sprunghaft assoziativ, dezidiert auf ihre Innenwelt gerichtet, mehr im mündlichen Sprechgestus als literarisch formvollendet. Das ist alles auch gar nicht verkehrt. Man hat unwillkürlich das Gefühl, Johanna sitzt vor einem und muss sich von der Seele reden, was ihr im letzten halben Jahr krasses passiert ist. Ich fühle mich ihr schnell nah und werde wieder in meine eigene Schulzeit hineingezogen – Klassenfahrten, Schulfreunde, Unsicherheiten, Übermütigkeiten à la Uns-gehört-die-Welt, Mauerblümchendasein vs. Mutproben vs. Alkohol vs. Ich-mach-mein-Ding. Ich drifte also selber ein bisschen ab in meine Jugend und vergleiche mein jugendliches Ich mit Johanna und ihren Erlebnissen. Die beiläufige Sexualität mit fremden Menschen kann ich zum Beispiel gar nicht nachvollziehen und frage mich, was der männliche Autor mir damit sagen will. Lässt sich also körperliche Nähe zu geliebten Menschen weniger einfach eingehen, als zu wildfremden? Überhaupt fehlt mir ein wenig der Tiefgang. Ja, die Erzählsprache ist erfrischend. Ja, die Themen sind wahrscheinlich Jugendorientiert. Ja, Liebe, Freundschaft, Nähe, Selbstmordgedanken sind wichtige Themen in der Jugend (und auch später). Und nun? Am Ende löst sich alles in Banalitäten auf und es bleibt kein Nachhall zurück. Das ist wirklich schade, denn das Buch hätte dieses Potential durchaus. Doch Johanna darf nur assoziativ ihre Umgebung scannen, sich richtig mit sich selbst auseinandersetzen traut ihr der Autor nicht zu. Und das wäre das eigentlich interessante gewesen.

Kommentare

katzenminze kommentierte am 30. Oktober 2017 um 13:11

:D Ich finde deinen Titel super!