Rezension

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Die Brutalität der Realität

Safa - Waris Dirie

Safa
von Waris Dirie

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Die kleine Safa wächst in Dschibuti auf. Und in ihrer Person vereinen sich auf dramatische Weise Fiktion und Wirklichkeit. Sie wird als Darstellerin der kleinen Waris Dirie im Film „Wüstenblume“ ausgewählt und berührt mit ihrer Darstellung Millionen Menschen.

Doch dann holt die brutale Welt, in der wir noch immer leben das Kind und alle, die sich für ihr Schicksal interessieren ein. Denn auch das kleine Mädchen soll beschnitten werden. Dieser Umstand und die Geschichte der Mädchen im 21. Jahrhundert in vielen islamischen Ländern ist der dramatische Hintergrund dieses Buches und nichts für zarte Gemüter, aber eben harte Realität.

Meine Meinung:

Die Brutalität der Realität

Vor Jahren habe ich das Buch „Sklavin“ von Mende Nazer gelesen und das war meine erste Begegnung mit dem Thema Beschneidung von Mädchen. Kurz darauf erfuhr ich auch von Waris Dirie und ihrem Kampf gegen diese Beschneidung, die auch heute noch –man mag es kaum glauben!- unter barbarischen Umständen durchgeführt wird und nicht selten den kleinen Mädchen das Leben kostet.

Diese bildhübsche Frau, dieses wunderschöne Gesicht, wie nicht von dieser Welt erscheinend, hat selbst ein Märtyrium erlebt, erzählt aus ihrer eigenen Geschichte, bringt dieses unbeschreibliche, altertümliche Gebaren der Genitalverstümmelung, all das Leid, was jeglicher logischen Grundlage entbehrt, immer und immer wieder an das Licht der Öffentlichkeit. Sie prangert an, was ihr selbst widerfahren ist, wovor Mädchen in islamischen Ländern bewahrt werden müssen, mit aller Vehemenz. Und es sollte noch mehr im Fokus stehen, wenn es nach der von ihr gegründeten Desert-Flower-Foundation geht und ja, auch ich und viele Menschen der westlichen Welt stehen dahinter.

Aus diesem Grund habe ich mich sehr gefreut, dass dieses Buch von Afroport verlost wurde und mir die Glücksfee hold war, mich als Gewinnerin gezogen hat. Es war mir klar, auf was ich mich einließ, als ich den Klappentext und Rezensionen zum Buch kurz überflog, das Thema ist mir wie gesagt auch nicht fremd.

Nichtsdestotrotz hat es mich zum wiederholten Mal nun ganz tief getroffen, macht mich betroffen, treibt mir die Tränen in die Augen, wenn es mir so wirklich zu Bewusstsein kommt, dass es sich nicht um Fiktion handelt, sondern Tatsachen sind, die da nur in eine „ansprechende“ Form gebracht werden, um sie uns nahe zu bringen, quasi als mundgerechtes Häppchen…

Dieses Buch ist nichts für zwischendurch, kein Spaß, keine wirkliche Freude, dennoch lohnt es, zu lesen, sich mitnehmen zu lassen. Genug Leute, die vom schwarzen Kontinent träumen, gibt es ja! Doch, halt, bedenkt, es ist kein Abenteuerroman, es wird keine rührselige Liebesgeschichte mit dem Hauch Wildheit Afrikas geboten, nein, keine luxuriöse Lounge lädt zur Safari ein, lasst die Fotoapparate zuhause, es wird hart, böse, schmerzhaft.

Und ich denke, wer bisher noch keine Berührung mit dem Thema hatte, sich vielleicht auch gescheut hat, wird danach nicht mehr derselbe sein. Aber hey, tagtäglich gibt es Nachrichten im Fernsehen, die nicht minder brutale Bilder zur besten Sendezeit, ja, zum Mittagessen servieren. Also, habt den Mut, öffnet Euch der kleinen Wüstenblume und gebt ihr und all den anderen, kleinen Mädchen eine Chance, normal aufzuwachsen und nicht ein Leben in Schmerz und Todesangst zu führen.

Fazit:

Harter Tobak, weil keine Fiktion, sondern tagtägliche Realität für viele, unschuldige Mädchen, gar nicht so weit von uns weg, auf dem selben Planeten und absolut lesenswert!