Rezension

Die beste Kunstgeschichte überhaupt

Die Geschichte der Kunst - Ernst H. Gombrich

Die Geschichte der Kunst
von Ernst H. Gombrich

„Die Geschichte der Kunst“ von E. H. Gombrich,  ist nicht unbedingt eine Neuerscheinung, denn die englische Erstausgabe ist bereits 1950 erschienen. Aber es ist ein Klassiker der Kunstliteratur und, wie ich finde, bis heute das beste Buch zum Thema Kunstgeschichte, das es gibt.

 

Im Gegensatz zu vielen der zeitgenössischen Bücher zum Thema, verliert sich Gombrich nicht in endlosen Aufzählungen von Künstlern und Kunstwerken, sondern er erzählt, so wie es der Titel verspricht, tatsächlich eine Geschichte. Diese liest sich streckenweise wie ein gut geschriebener Roman: lebendig, spannend und mitreißend.

Gombrich beschränkt sich dabei nicht auf die Kunst Europas, sondern er bezieht alle Kontinente mit ein und zeigt Einflüsse und Beziehungen zwischen ihnen auf. Ein solch internationaler Ansatz ist eher selten zu finden, dafür aber hochinteressant.

 

Gombrich beginnt tatsächlich mit den Anfängen der Kunstgeschichte: den Höhlenmalereien, Skulpturen und dem Kunsthandwerk der Urzeit. Diese Epoche steht für sich und hat keine nachweisbaren Auswirkungen auf die Kunst nachfolgender Jahrhunderte.

Dies ändert sich später, denn durch zunehmende Mobilität, Wanderungsbewegungen und Handel entsteht ein globaler Austausch von künstlerischen Techniken, Formen und Ideen.

Auch das politische Leben spielte immer eine große Rolle bei der Weiterentwicklung der Kunst. In der Endphase des Römischen Imperiums beispielsweise, in der Krieg, Not und Chaos in Europa herrschten, passierte wenig. Erst als sich die Lage beruhigt hatte, gab es wieder Raum für künstlerisches Schaffen. Vor allem in den Jahren, als sich das Christentum in Europa ausbreitete, erlebte Kunst in fast jeder Form eine neue Blüte, denn in einer Zeit, in der nur wenige Lesen und Schreiben konnten, waren Bilder und Skulpturen die Hauptmedien, um die christliche Lehre zu verbreiten.

 

Auch Entdeckungen und Entwicklungen in der Kunst selbst, haben diese immer wieder verändert und vorangebracht.

So beschreibt Gombrich sehr anschaulich, wie Giotto im 13. Jahrhundert die Malerei revolutionierte, als er begann durch Verkürzungen und Spiele mit Licht und Schatten, die Illusion einer räumlichen Perspektive zu schaffen.

Später übte die Erfindung der Ölfarbe ebenso Einfluss auf die Malerei aus, wie die Einführung der Farbe in Tuben und tragbarer Staffeleien. Dadurch war es den Impressionisten erstmals  möglich, Landschaften vor Ort zu malen und nicht mehr ausschließlich nach Skizzen oder aus der Erinnerung im Atelier.

 

Diese und viele weitere Details und Zusammenhänge, die Gombrich aufspürt und vermittelt, machen seine „Geschichte der Kunst“  so interessant und einzigartig. Ebenso wie seine fesselnde Art zu schreiben und  seine Sprache die klar und einfach den Leser auch komplizierte Sachverhalte verstehen lässt.

Zudem hat Gombrich darauf bestanden, dass jedes Kunstwerk, über das er schreibt auch abgebildet wird.

Der Phaidon Verlag hat sich daran gehalten und den Band mit Bildern in bester Qualität, zum Teil auf Ausklapptafeln, ausgestattet.

 

Es war Gombrichs erklärtes Ziel, das weite Feld der Kunstgeschichte und –theorie Menschen zugänglich zu machen, die sich zum ersten Mal damit beschäftigen. Das Buch soll, so schreibt er selbst im Vorwort zur ersten Ausgabe, „für den Neuling in diesem Bereich die großen Linien ziehen, ohne ihn durch allzu viele Einzelheiten zu verwirren; es möchte ihm helfen, sich erst ein wenig zurechtzufinden, damit er dann mit größerem Nutzen zur Fachliteratur greifen kann, in der es von Namen und Jahreszahlen zu wimmeln pflegt.“

Das ist ihm mit seiner „Geschichte der Kunst“ aufs Beste gelungen und macht das Buch zu dem was es ist, einem Klassiker, der Moden und Strömungen überdauert und von dem es sicherlich noch zahlreiche weitere Auflagen geben wird.