Rezension

Die berühmteste Ehebrecherin der Weltliteratur

Anna Karenina - Leo Tolstoi

Anna Karenina
von Leo Tolstoi

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Im 19. Jahrhundert hatte man sich als Angehöriger einer bestimmten Gesellschaftsschicht an bestimmte Regeln zu halten. Als Mitglied der feinen Gesellschaft tolerierte man, dass ein Mann sich eine Geliebte hielt. Aber maßte sich eine Frau an, sich einen Geliebten zu nehmen, kam dies einer Todsünde gleich. Die Frau wurde aufs Abstellgleis gestellt und als Ehebrecherin denunziert. Dieses Schicksal musste auch die Romanheldin von Lew Tolstoi erfahren.

Anna Karenina, die in einer lieblosen Ehe gefangen ist, möchte ausbrechen und endlich leben. Deswegen ist die Begegnung mit dem Grafen Wronski während eines Balles in Moskau ein wahrer Lichtblick. Doch anfangs versucht sie - aus Liebe zu ihrem Sohn - noch zu widerstehen. Da sie nicht die Kraft hat, ihre Gefühle auszublenden, lässt sie sich ganz auf ihn ein. Dies führt zu ihrem gesellschaftlichen Abstieg und am Ende fällt sie eine fatale Entscheidung: den Freitod.

Gesellschaftskritik

Tolstoi zeigt nicht nur glänzend die Gefühlswelt der verschiedenen Akteure auf, sondern nutzt sein Epos auch um die höhere, russische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts unter die Lupe zu nehmen. So beschreibt er mit dem zweiten Handlungsstrang - aus der Sicht des Gutsbesitzers Lewin - die Situation der einfacheren Bevölkerung. Diese muss sich mit einem Leben im Elend und Leibeigenschaft zufrieden geben. So gibt Tolstoi am Ende die "bessere" Gesellschaft der Lächerlichkeit Preis und erhebt die sog. "einfacheren" Menschen auf eine höhere Stufe als sie in Wirklichkeit stehen.

Meine Meinung

Ich finde "Anna Karenina" ist ein sehr unterhaltsamer Roman mit fesselnder Handlung, auch wenn es ein ganz schöner Wälzer ist. Tolstoi versteht es mit viel Charme und ironischem Witz der besseren Gesellschaft des zaristischen Russlands einen Spiegel vorzuhalten. Dabei hat er stets die Prämisse, dass niemand per se bewusst gut oder böse ist, sondern die Umstände das Handeln der Figuren lenkt. Es liefert darüber hinaus Denkanstöße über die gegebenen Konventionen und lässt uns teilhaben an einer vergangenen Zeit.

Fazit

Ich fand den Roman sehr lesenswert und verständlich zu lesen. Dabei tun die 991 Seiten dem Lesefluss keinen Abbruch. Ich gebe daher dem Buch 5/5 Sternen.

Kommentare

kommentierte am 11. Mai 2016 um 14:02

Schöne Einschätzung zu einem tollen Buch; ich bin ähnlich begeistert :-)

Viele Grüße!