Rezension

Die Angst vor Erinnerungen..

Mnemophobia - Kaja Bergmann

Mnemophobia
von Kaja Bergmann

Bewertet mit 4 Sternen

Intensive Geschichte mit Tiefgang. Hier wird gezeigt, wie schädlich Erinnerungen sein können.

"Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich." - Honoré de Balzac

Der erste Satz: "Meine Finger verkrampften sich so stark um das nasskalte Geländer, dass ich Angst bekam, sie würden zerbrechen."
Worum geht es? Nemo und seine Freundin Merle hatten einen Autounfall, bei dem Nemo blind wurde, und Merle stumm. Seitdem isoliert er sich in seinem Leuchtturm, mit Merle an seiner Seite. Als eines Tages Luna, eine Freundin von ihm, verschwindet, und sein Freund Darius komische Bemerkungen macht, scheint die Fassade zu bröckeln. 

Mnemophobia (für alle, die es nicht wissen) bedeutet: Die Angst vor Erinnerungen. Dieser Titel passt so perfekt zu der Geschichte, dass man das Buch in nur einem Wort beschreiben könnte. Auch das Cover ist passend dazu gestaltet, und zeigt Nemo, der sich vom Rest der Welt abschottet. Mit seiner Augenbinde und seiner düsteren Art ist er ein einzigartiger Protagonist! 
Die Handlung hat zwei Erzählstränge. Zum Einen spielt es in der Gegenwart. Dann wiederum tauchen "Flash-Backs" auf, also Erinnerungen, die Nemo zu zerreißen drohen. Durch den zweiten Erzählstrang kann sich der Leser seine eigenen Theorien zum Geschehen aufstellen, und es bleibt durchgehend spannend. 

"Konnte einem die Decke auf den Kopf fallen, wenn man nicht zu ihr aufblickte?"
Auch wenn das Buch nur 153 Seiten hat, wird sehr intensiv auf Nemo's Gedankenwelt und sein Leben eingegangen. Wie lebt es sich als Blinder? Wie kommuniziert man mit seiner stummen Freundin, wenn man sie selber nicht sieht, und sie stumm ist? Wie kommt man mit der Schuld klar, dass man selber für die Situation verantwortlich ist? Mnemophobia ist ein sehr einfühlsames Buch. Es hat mich überrascht, und verwirrt. Zum Lachen gebracht, und dann wieder traurig zurückgelassen. 
Anmerkung: Der Klappentext ist sehr irreführend, deswegen würde ich empfehlen: Lest euch lieber Rezensionen durch, anstatt den Klappentext. Ansonsten lest ihr mit anderen Erwartungen, und werdet vielleicht enttäuscht. Und gerade das wäre sehr schade, denn das Buch ist sehr tiefgründig.
Das Buch kriegt von mir 4/5 Punkte, da ich mir am Ende zu gewissen Personen noch mehr Aufklärung gewünscht hätte. So blieb man verwirrt zurück, was man ohnehin schon war.
Fazit: Hier wird eine sehr spannende Thematik angesprochen. Was tun, wenn man Angst vor seinen Erinnerungen hat? Die Autorin Kaja Bergmann ( die übrigens eine super liebe und verrückte Person ist, positiv gemeint!! ) schafft es hier, den Leser auf eine kurze, jedoch auch einzigartige Reise mitzunehmen. Von mir eine riesen Empfehlung!