Rezension

Dichte Kriminalgeschichte am Rande des Wüstenfeldzugs

Der Gott der Dunkelheit - Tom Bradby

Der Gott der Dunkelheit
von Tom Bradby

Bewertet mit 4 Sternen

Bradby traut sich einiges zu: Auf Kairo liegt 1942 Rommels langer Schatten, die Briten packen hastig ihre Sachen, ägyptische Unabhängigkeitsgedanken werden wieder lautstark geäußert und gutvernetzte Kriminelle sehen in der sich zuspitzenden Katastrophe, dass Geld auf der Straße liegt. Dazu kommen ein, zwei drei Morde (und später ein paar mehr), ein ägyptischer Teufelsgott, eine schöne Lügnerin, korrupte Polizisten, Vorgesetzte mit eigener Agenda. Und zu guter letzt ein Ermittler mit dem unverarbeiteten Trauma eines verunglückten (ermordeten?) Sohnes, einem ägyptischen Verbindungsbeamten, dessen Sohn ebenfalls kurz vorm Sterben steht und eine schwierige Ehefrau.

Das alles traut sich Bradby in eine Geschichte zu schichten - und es gelingt. Der Roman ist dicht und nimmt nach etwa 60 Seiten eine Spannung auf, die trotz der mehrfach verdrehten, multiplen Dreiecksgeschichten nie zu komplex wird, um hechelnd am Ball zu bleiben. Die Kulisse des womöglich bald in die Hände der Wehrmacht fallenden Kairos nutzt Bradby geschickt, wenn ihm auch das ganz große Talent des Historienmalers fehlt, und das handelnde Personal wird gekonnt in Szene gesetzt und wächst einem regelrecht ans Herz.

Auf den letzten zehn Seiten erst bekommt die gute Meinung über diesen historischen Kriminalroman einen harten Schmiss, denn die zweifach gezwirbelte Wendung zum wahren Bösewicht kommt mit einer zu harten Drehung.

Fazit: spannend, komplex, gelungen.