Rezension

Der Hype um die erste große Liebe

Eleanor & Park
von Rainbow Rowell

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eleanor & Park verlieben sich, wie man es nur einmal tut, mit 16, wenn man nichts und alles zu verlieren hat...

In diesem Buch geht es um die Liebesgeschichte zweier Außenseiter, die ihre erste Liebe miteinander teilen. Park hat eine koreanische Mutter und sieht asiatisch aus, während alle anderen an seiner Schule weiß sind, während Eleanor aus einer kaputten Familie kommt, mit schrägen Outfits und ihrer pummeligen Figur auffällt.
Die beiden lernen sich im Bus kennen, als Eleanor aufgrund der festen Sitzordnung sich neben ihn setzen "muss". Aber sie kommen sich nicht über Worte näher, sondern über das gemeinsame Lesen und die Musik ... über das Teilen von Interessen.
Beide fühlen sich vom anderen vollkommen akzeptiert, weshalb sie sich immer mehr annähern.

Ehrlich gesagt hatte ich hohe Erwartungen an dieses Buch, weil ja auch ein regelrechter Hype um dieses veranstaltet wird.
Leider muss ich gestehen, dass ich enttäuscht wurde: die Geschichte ist nicht schlecht, aber ich hätte mir eben viel mehr davon erhofft.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass ich mich mit den Figuren nicht identifizieren konnte: auf mich wirkten sie von der Beschreibung her immer eher wie 14 oder jünger, wurden aber zugleich als sehr reif dargestellt. Für mich waren sie einfach nur naiv.
Und genau diese Darstellung ist auch ein Problem bei der Beziehung: viel zu schnell kommen sich die beiden meiner Meinung nach näher. Ihr späteres Zusammensein wird sehr detailliert beschrieben, aber die wirkliche Entwicklung der Gefühle blieb für mich leider auf der Strecke. Viel zu schnell sagen sie irgendwas, ohne sich wirklich zu kennen. Das mögen manche süß finden; für mich war es einfach nur unauthentisch und nervig.

Noch mehr hat mich aber die Protagonistin gestört: sie hat ein furchtbares Leben, aber sie verhält sich irgendwie nicht so, als würde sie sich darüber Gedanken machen. Man kann nicht sagen, dass sie aufgegeben hat, aber sie fühlt sich extrem schnell angegriffen, während sie selbst viele ziemlich schnell verurteilt. Gerade dieses Empfindliche an ihr ging mir ziemlich auf die Nerven, weil sie auch egoistisch ist: sie achtet nur auf ihre eigenen Interessen, nicht aber auf die ihrer Mitmenschen, die ihr wichtig sind. Sie ist also definitiv keine Sympathie-Trägerin.

Anfangs war ich von dem Buch auch noch wirklich sehr begeistert, weil der Schreibstil erfrischend angenehm ist und einen auch fesselt. Die Entwicklung der Eleanor gefiel mir gar nicht, weil sie immer selbstgerechter und kindlicher wurde.
Park hingegen hat einen enormen Sprung gemacht. Insgeheim ist er auch der wahre Held des Buches, weil er bereit ist, alles für Eleanor zu tun und auch immer zu ihr hält. Bei ihm wird seine Reife immer sichtbarer, was aber nichts daran ändert, dass ich nicht nachvollziehen kann, was er an Eleanor findet.
Allgemein gefällt es mir nicht, dass viele Bereiche in diesem Buch so oberflächlich abgehandelt wurden. Gerade das Ende wirkt ziemlich "hingerotzt", so, als hätte die Autorin keine Lust gehabt, noch weiterzuschreiben.

Insgesamt war das Buch eine ganz nette Abwechslung. Zu sagen, dass ich mich in dieses Buch verliebt habe, wie John Green es tut, wäre eine maßlose Übertreibung.
Die erste Liebe wird hier meines Erachtens auch nicht positiv dargestellt. Bei der ganzen Geschichte dachte ich nur: und danach sehnen sich manche Leute? Ich kann verstehen, dass viele sich so einen Freund wie Park wünschen. Um ehrlich zu sein, hat er die ganze Geschichte überhaupt erst lesenswert gemacht.
Aber diese Kratzbürste, besser bekannt als Eleanor, hat mich einige Nerven gekostet. Für mich hat sie den Zauber der ersten Liebe in diesem Buch definitiv zerstört.
Dieses Buch wird mir wahrscheinlich nicht in großer Erinnerung bleiben, weil es mich leider nur aggressiv gemacht hat, wie Eleanor ihre Mitmenschen behandelt. Echt schade! Dabei finde ich die Idee an sich immer noch klasse. Insgesamt vergebe ich deshalb 3,5 von 5 Sternen.