Rezension

Der Fährmann

The Ferryman -

The Ferryman
von Justin Cronin

Bewertet mit 4 Sternen

Direktor Proctor Bennett ist der Fährmann in der höchsten Position. Er begleitet die Prosperianer, deren Lebenskraft schwindet, zum Hort zu begleiten. Dort können sie sich regenerieren und von neuem starten. Insgesamt können die Bewohner der Inseln von Prospera abgeschottet von der restlichen Welt ein sorgloses Leben führen. Eine lange Lebensspanne erwartet sie; mit zufrieden stellenden Karrieren, erfüllenden Ehen und der Möglichkeit eine Adoption durchzuführen. Bedient werden sie von den Bewohnern des Annex. Doch eines Tages bekommt Bennett einen Auszubildenden zugeteilt und das scheint einiges ins Rollen zu bringen, wodurch Proctors ruhiges Leben aus den Fugen gerät.

 

Eine schöne neue Welt, die nicht so schön ist und die bald schon Risse bekommt. Die Prosperianer träumen nicht oder nur sehr selten. Und Proctor hat schon bei seiner Adoption in seinem sechszehnten Lebensjahr zu den Ausnahmen gehört. Doch die Ärztin kann beruhigen. Und so fügt sich Proctor in die Welt und genießt sein angenehmes Leben, ohne sich große Gedanken zu machen. Bis er eben eines Tages diesen Auszubildenden betreuen muss. Und er einer Teenagerin begegnen, die in ihm den Wunsch zu Adoption wächst. Seine Frau Elise steht dieser Aussicht skeptisch gegenüber. Nach und nach bekommt Proctor den Eindruck, dass mit seiner Welt etwas überhaupt nicht stimmt.

 

Die Erde, wie wir sie kennen, ist am Rande des Abgrunds. Nur wenige konnten sich nach Prospera retten. Diese abgeschiedene Community wirkt wie die Dystopie einer heilen Welt, die allerdings auch nicht perfekt ist. Die Bewohner des Annex, die als Dienstboten fungieren, würden sicher nicht von einem angenehmen Leben in einer heilen Welt reden. Langsam bekommt die heile Welt jedoch Risse. Proctors Welt erlangt etwas Kafkaeskes. Beklemmend und ein wenig gruselig ist das zu lesen. Dabei ist es spannend langsam einiges zu entschlüsseln. Es ist nicht alles wie es für Proctor scheint. Auch er sucht nach der Wahrheit. Dieser geheimnisvolle Hort, die Regeneration. Und wie kann es sein, dass die restliche Welt nicht nach Prospera kommt? Prosperas Wohlstand wird auf Kosten der Bewohner des Annex erhalten. Kein Wunder, dass diese anfangen, sich zu wehren. Teilweise liest sich dieser Roman nicht wie eine Dystopie, sondern wie ein Thriller. Ob einem die Auflösung bis zum i-Tüpfelchen gefällt, kann dahingestellt bleiben, denn dieser Roman ist so packend, dass man ihn unbedingt zu Ende lesen will.