Rezension

Der Countdown läuft...

Blutzahl -

Blutzahl
von Thomas Enger

Bewertet mit 4 Sternen

Der Countdown läuft - wer wird der nächste Tote sein? Ein spannender Reiheneinstieg, vielleicht etwas zu konstruiert, aber durchaus fesselnd...

An dem Tag, als die Autorin Sonja Nordstrøm verschwindet, sollte sie zur Premiere ihres Buches »Ewige Erste« erscheinen. Dass sie nicht auftaucht, veranlasst die Promi-Reporterin Emma Ramm, Nordstrøm zu Hause aufzusuchen. Die imposante Villa ist leer, doch eine am Fernseher angebrachte Zahl weckt Emmas Neugierde: die Nummer Eins. Alexander Blix vom Osloer Dezernats für Gewaltverbrechen ist der nächste, der eine Zahl findet: die Nummer Sieben, und zwar auf der Leiche eines Mannes, der in Sonja Nordstrøms Sommerhaus gefunden wird... Was Emma und Alexander noch nicht wissen: Ein Countdown hat begonnen, und er wird in Blut enden. (Verlagsbeschreibung)

Eine ehemalige Spitzensportlerin, die am Tag des Erscheinens ihrer Autobiografie verschwindet, lässt alle aufhorchen. Die Promi-Journalistin Emma Ramm wittert hier einen Aufhänger für ihr Online-Magazin und forscht nach. Tatsächlich findet sie die Villa von Sonja Nordstrøm verlassen vor, nur am Fernseher klebt ein Schild mit der Nummer Eins. Kurz darauf wird ein Toter im Sommerhaus der Vermissten gefunden, und dort stoßen Alexander Blix vom Osloer Dezernat für Gewaltverbrechen und seine neue Kollegin Kovic ebenfalls auf eine Zahl - die Sieben.

Wie sich zeigt, sind das die Anfänge eines perfiden Spiels. Ein Countdown mit Toten läuft da, an jedem Fundort ein Hinweis auf eine der vorherigen Leichen. Nur Sonja Nordstrøm bleibt verschwunden. Die Journalistin Emma Ramm und Alexander Blix arbeiten sich hinter dem Rücken des Polizeichefs gegenseitig zu. Weshalb? Das wird hier natürlich nicht verraten, aber: aus Gründen. Und zum Glück, denn ohne Hilfe käme die Ermittlungsbehörde in diesem Fall ganz offensichtlich nicht weiter. Der Täter ist ihnen viele Schritte voraus und zieht alle Register. Aber worauf nur steuert der Contdown hin? Die Antwort wird niemandem gefallen...

Thomas Enger und Jørn Lier Horst haben hier einen spannend zu lesenden und in den kurzen Kapiteln nur so vorbeirauschenden Thriller geschrieben - den ersten Band einer Reihe um den Polizisten Alexander Blix und die Promi-Journalistin Emma Ramm. Abwechselnd wird hier aus der Sicht von Blix und Emma geschrieben, was zusätzlich für Schwung sorgt. Dabei werden auch kleine Einblicke in das persönliche Leben der beiden Hauptcharaktere gewährt, die den eigentlichen Fall aber kaum einmal überlagern.

Alexander Blix ist ein Mittvierziger, geschieden, und derzeit ohne Beziehung. Er nutzt seine Wohnung fast ausschließlich zum Schlafen, und dementsprechend lieblos ist sie auch möbliert. Seine Tochter nimmt gerade an der Staffel einer TV-Show teil, die sehr an das bekannte "Big Brother" Format erinnert - deshalb ruft ihr Vater die entsprechende Seite auch während der Dienstzeit immer wieder mal kurz auf. Blix ist ein Mann der Tat und hält sich mit Vorschriften nicht lange auf. Wenn die Zeit drängt, muss gehandelt werden, so seine Devise, auch wenn die dienstlichen Anweisungen ganz anders lauten - womit er immer wieder einmal mit seinem paragraphenreiterischen Vorgesetzten aneckt.

Emma Ramm ist Vollblut-Journalistin und immer auf der Suche nach der neuesten Schlagzeile. Sie lebt alleine, hat bei ihrem letzten Aufenthalt in Dänemark jedoch einen Journalisten-Kollegen kennengelernt, dem sie durchaus Gefühle entgegenbringt. Entgegenbringen könnte. Aus einem bestimmten Grund achtet sie darauf, dass er ihr nicht zu nahe kommt - und im Verlauf erfährt man auch, was dahinter steckt. Mir würde sie mit ihren ewigen Anrufen doch etwas auf den Senkel gehen, aber in dem Fall des Countdown-Mörders scheint das doch eine lohnende Taktik zu sein.

Ich habe diesen spannenden Thriller wirklich gerne gelesen, das Autoren-Duo versteht sich auf den Spannungsaufbau. Immer wieder falsche Spuren, ein Countdown, der immer schneller runter zählt, und die Zeit rennt. Tick tack, tick, tack - wirklich spannend! Im Mittelteil ging es mir gerade mit den Morden allerdings doch etwas zu hopplahopp, da kam man kaum noch hinterher. Und gegen Ende - der Showdown ist gelungen, keine Frage, aber was den Hintergrund und das Motiv des Mörders anbelangt, fand ich das Ganze doch etwas arg konstruiert. Von diesen kleinen Schwachpunkten abgesehen kann ich den fesselnden Thriller aber durchaus empfehlen. Und ich freue mich auf mehr von Alexander Blix und Emma Ramm!

 

© Parden