Rezension

Der Chronik 13. Teil

Die Chronik der Unsterblichen 13. Der Machdi - Wolfgang Hohlbein

Die Chronik der Unsterblichen 13. Der Machdi
von Wolfgang Hohlbein

Bewertet mit 3 Sternen

Der Machdi ist ein ganz typischer Band für die neuen Teile der Chronik. Denn eines stellt man ganz eindeutig fest: Der Stil von den Anfängen der Chronik lässt sich hier kaum noch wiedererkennen. Man bekommt hier im Prinzip alles, was man von einem neuen Chronikband erwarten kann: Andrej und Abu Dun geraten wieder in irgendein großes Ergeignis (hier: der Zwist zwischen Sultan und Machdi) in irgendeinem bedeutenden Ort Europas (hier: Konstantinopel und der Nil). Es taucht wieder eine Frau auf, in die sich Andrej mehr oder weniger verliebt und die er beschützen will. Irgendetwas stimmt wieder einmal nicht mit ihnen (hier: Abu Dun ist als Unsterblicher aufeimal süchtig nach grünen Blättern, genannt Kat) und das Rätsel will gelöst werden… Ich mag gar nicht weiterschreiben, denn wer die Chronik kennt, weiß um des Rätselslösung nun eigentlich schon Bescheid… Ganz zu schweigen von bestimmten Lieblingsphrasen Hohlbeins wie z.B. “er verscheuchte den Gedanken” oder “der Fluss sah aus, als ob er kochte”, die sich ständig wiederholen.
Ach ja, wenn mir der Humor der Chronik im Zusammenspiel Abu Duns und Andrejs nicht so gut gefallen würden und ich die Serie an sich nicht so sehr mögen würde – ich hätte nach gut zehn Seiten das Buch aus der Hand gelegt und nicht mehr weitergelesen. Warum muss Hohlbein denn seine Bücher immer nach dem gleichen Schema schreiben? Fast würde ich dazu tendieren zu sagen, er soll dem ganzen doch endlich mal ein fulminates Ende setzen und sich auf andere Dinge konzentrieren, doch mich interessiert einfach zu sehr, ob sie in der Neuzeit ankommen oder sich mal der Neuen Welt zu wenden, als dass ich das wirklich laut ausprechen würde.
Das Problem der Serie ist einfach, dass sie so lang ist und Hohlbein nebenbei noch zu viele andere Projekte hat. In jedem Buch taucht daher immer eine Sache auf, die eigentlich mit Kenntnis der Serie anders hätte laufen müssen. Hier z.B. fühlt sich Andrej unwohl bei einer Reihe von Statuen der alten ägyptischen Göttern und sein Gesprächspartner glaubt, dass sie auch Unsterbliche wie Andrej und Abu Dun waren. Andrej fühlt sich unwohl, denkt oder sagt jedoch nichts dazu. Am liebsten hätte ich an der Stelle ganz laut geschrieen: “Du kennst sie doch du Dummkopf! Mit einer warst du doch sogar zusammen und trauerst gerade um ihren Tod!!!” Furchtbar so etwas. Eigentlich hatte ich mir einmal vorgenommen die gesamte Chronik noch einmal zu lesen, doch mit dieser Kenntnis lasse ich es lieber – wer weiß, was mir noch alles auffallen würde?
Der größte Schnitzer war jedoch, dass in diesem Band zwei Dialoge zwei Mal im Buch zu zwei verschiedenen Zeitpunkten stattfanden. Um es klar auszudrücken sie waren doppelt. Zwei verschiedene Dialoge, tauchen zwei Mal auf!!! Entweder war es Hohlbein so dermaßen wichtig, den Inhalt rüberzubringen, dass es ganau so noch einmal erzählt werden sollte, er hält den Leser für zu doof, dass es zweimal gesagt werden musste oder er ist beim Schreiben aus Versehen erst auf copy und dann später auf paste gekommen. Da fragt man sich doch, womit so ein Lektor sein Geld verdient.
So genug gemeckert. Denn eigentlich ist das Buch gut. Zeitlich gesehen spielt der Band nur eine Schiffsreise von Venedig nach Konstinopel plus ein paar Tage. Der Machdi treibt ein herrliches Verwirrspiel mit den beiden Helden. Hohlbein schafft es wieder einmal prächtige Bilder heraufzubeschwören und die Landschaften und Städte vor dem geistigen Auge wahr werden zu lassen. Die Handlung ist spannend, wenn ich auch manchmal den Überblick verloren habe und die Gespräche zwischen Abu Dun und Andrej tuen ihr übriges zum Lesespaß bei. Auch hier ein typischer Chronikband. Dennoch bleibt immer noch im Hinterkopf, dass doch einfach mal etwas neues, frisches passieren sollte. In diesem Bereich ist tatsächlich eine Kleinigkeit passiert: Abu Duns Schwäche hat diesmal tatsächlich sichtbare und nachhaltige Auswirkungen. Endlich mal etwas Ehrlichkeit. Wenn schon mächtige, starke Unsterbliche ständig Schwäche zeigen müssen, dann soll es doch bitte auch mal Konsequenzen haben.
Leider, leider bricht das Buch mitten in einem Kampf ab. Die beiden setzen an zu fliehen und – Schnitt. Keine Auflösung, kein Hinweis, wie es nun weitergeht mit den beiden, nur lose Handlungsfäden, die herumliegen. So dürfen wir gewiss sein, dass es noch einen vierzehnten Teil geben wird, denn so kann man es einfach nicht stehen lassn.

Fazit: Das Buch ist ein typischer neuer Chronikband von mit denselben Stärken und Schwächen wie in den vorangegangenen Bänden und nach einem ähnlichen Schema. Wer die anderen mochte, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Dennoch würde ich mir wünschen, wenn mal wieder etwas mehr Frische in die Handlung hinein käme. Die Handlung an sich ist jedoch spannend, verwirrend und dadurch allemal unterhaltsam, allerdings mindern die ständige Wiederholung von Phrasen oder ganzen Dialogen sowie kleine Logikfehler in Bezug auf den Ablauf der Chronik – vom gleichbleibenden Schema ganz zu schweigen – schon den Lesespaß.
Am Liebsten würde ich mir von Herrn Hohlbein wünschen, dass er sich doch einfach mehr Zeit nimmt für die Chronik, um sich besser auf ihre Gesamt-Handlung zu konzentrieren. Manchmal habe ich das Gefühl, als gäbe es kein großes Konzept für die Chronik mit einem deutlichen Ziel auf das die beiden Helden hin arbeiten. Vielleicht trauere ich auch einfach noch der alternativen Handlung zu Der schwarze Tod hinterher, in der es eigentlich um die Pest in Wien zur zweiten Türkenbelagerung gehen sollte, stattdessen waren wir ja mit Marius in Venedig. Ach, schade.