Der beste Einstieg in Joyces große Werke
Bewertet mit 4 Sternen
James Joyce ist einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. In Dubliner führt er den Leser durch eine Stadt, dessen Bewohner sich mit Schicksalsschlägen, Selbstgeständnissen und dem ganz normalen Alltagsleben umherschlagen. Der Schreibstil von Joyce war für mich am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, auch wenn er in diesen 15 Kurzgeschichten noch nicht so komplex war, wie imUlysses - so kam es mir jedenfalls vor, aber dennoch fand ich seinen Stil anspruchsvoll.
Doch man gewöhnt sich nach wenigen Seiten an den Bewusstseinsstrom und es fällt dem Leser einfacher in die Geschichten - das ganz normale Leben der Personen Dublins einzutauchen. Man wird oft mitten in das Geschehen einer damals alltäglichen Situation hineingeworfen und so abrupt man in diese Situation geworfen wurde, so abrupt endete sie dann auch, jedes Mal mit einem für mich unbeschreiblichen Nachgeschmack.
James Joyce bringt in detailierten Sätzen die Emotionen und Gefühle, sowie die Eindrücke der Umgebung seiner Figuren zum Ausdruck. Bei ihm reichen wenige Worte, und doch entsteht ein ganzes Bild vom wahren Gesicht Dublins am Anfang des 20. Jahrhunderts, im Kopfe des Lesers. Die Charaktere sind ganz normale Leute, Arbeiter, Bedienstete usw. Joyce lässt einen Blick auf die Gesellschaft des damaligen Dublins werfen: einer Gesellschaft, voller betrogener, gescheiterten Menschen oder bevormundeten jungen Frauen, die zum Teil kreativ tätig sein möchten, und ihren Träumen nachhängen, doch es nicht schaffen aus ihrem langweiligen von Routine beherrschten Alltag auszubrechen.
Ich mochte es, wie ich mich in den Geschichten verlieren konnte, es war, als würde man träumen. Man weiß, wie die Figuren sich fühlen, man ist ein Teil des Ganzen, wie ein Zuschauer in einem Traum und beobachtet das Geschehen. Sei es ein Junge, der mit seinem besten Freund einen Tag die Schule schwänzt, einfach um mal ein Abenteuer zu erleben und zum Ende hin seinen besten Freund dann mit ganz anderen Augen sieht. Es sind Geschichten, die dem Leser zum Nachdenken anregen ...
Wer schon immer mal einen Blick auf die Stadt Dublin, am Anfang des 20. Jahrhunderts werfen wollte, und sich mit den lustvollen, traurigen und tragischen Geschichten von einigen der Bewohner Dublins treiben lassen möchte, dem kann ich Dubliner von James Joyce bestens empfehlen.