Rezension

Der Antagonist als Hauptfigur

Ballad of Songbirds and Snakes (A Hunger Games     Novel) -

Ballad of Songbirds and Snakes (A Hunger Games Novel)
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Bewertet mit 4 Sternen

Ballad of Songbirds and Snakes ist ein Prequel zu der "Tribute von Panem"-Trilogie und spielt 64 Jahre früher. Die dargestellten 10. Hunger Games sind noch sehr viel archaischer und die technische Ausstattung der Arena fängt gerade erst an.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Coriolanus Snow, der dem Leser aus der Hauptreihe als Präsident von Panem bekannt ist.

Hier ist Coriolanus gerade 18 und wurde für eine Gruppe von Mentoren für die Tribute der Distrikts ausgewählt (auch das wurde wohl ein erstes Mal durchgeführt).

Zunächst lernt man viel über die Stadtgesellschaft des Capitols - nach außen geht es ja in den Hunger Games um das Capitol, das die Distrikte unterdrückt - aber auch innerhalb der Gesellschaft des Capitols gibt es deutliche Unterschiede, die vor allem mit Geld zu tun haben. Die Snows sind eine der alten, mächtigen Familien mit entsprechend repräsentativer Wohnadresse, die aber im Bürgerkrieg die Basis ihres Wohlstands verloren haben. Und Coriolanus verlor seine Eltern, er wohnt jetzt mit einer älteren Cousine und seiner Großmutter in der elterlichen Wohnung und kommt mehr schlecht als recht über die Runden - will sich das aber nicht anmerken lassen, um die Familienehre nicht zu beschädigen.

Der Charakter von Coriolanus wird allmählich aufgebaut - im ersten Abschnitt sucht er einen Weg, sein Universitätsstudium finanziert zu bekommen, indem er sich besonders gut um seine Mentee, Lucy Gray Baird, kümmert, woraus eine Art Liebesgeschichte resultiert. Im zweiten Abschnitt, der die eigentlichen 10. Hunger Games beschreibt, verfolgt er seine Strategie weiter, und dehnt dabei die Regeln zu seinen Gunsten. Das wird aber entdeckt, und so spielt der dritte Abschnitt in District 12, in dem Coriolanus zum Peacemaker ausgebildet wird. Doch selbst hier sucht er nach Vorteilen für sich, auch wenn er mit seinem Capitol-Leben erstmal abgeschlossen hat.

Nach diesem Band kann man erahnen, wie Coriolanus Snow zu dem Mann wurde, den man in der Hauptreihe als Präsident von Panem erlebt.

Die Geschichte wird durchgehend aus der Sicht von Coriolanus erzählt - keine Erzählperspektive, mit der ich mich gut identifizieren konnte. Dennoch kam bei mir phasenweise sogar Sympathie für Coriolanus auf, und die eigentlichen Hunger Games liefern die Spannung, die ich von der Hauptreihe in Erinnerung hatte.

Vielleicht funktioniert die Geschichte noch etwas anders, wenn man die Hauptreihe noch nicht gelesen hat - bei den meisten dürfte das aber nicht der Fall sein.

Darum mein Fazit: Eine lesenswerte Ergänzung der Hunger Games Reihe, das als Rückblick auf die Anfänge gut funktioniert.