Rezension

David gegen Goliath

Anklage - John Grisham

Anklage
von John Grisham

John Grisham scheut sich nicht davor, in seinen Bestsellern heikle Themen aufzugreifen. Ob das nun Tabakmultis oder Pharmakonzerne sind, jeder bekommt sein Fett weg. In seinem aktuellen Roman „Anklage“ thematisiert er die Machenschaften der Kohlekonzerne vor, deren Verflechtungen mit dem Großkapital und die massive Umweltzerstörung, die durch den aggressiven Abbau der Bodenschätze einhergeht. Und nicht zuletzt ergreift er Partei für die „kleinen Leute“, deren Lebensqualität in erschreckender Weise dadurch beeinträchtigt wird.

In Brady, Virginia, der Kleinstadt in den Appalachen bebt die Erde, wenn einmal mehr die Bergkuppen weggesprengt werden, um leichter an die darunter liegenden Kohleflöze zu kommen. Für die Einwohner besteht Gefahr für Leib und Leben, nicht nur durch die Sprengungen, sondern auch durch die Verseuchung des Grundwassers. Und dennoch gegen sie den Pakt mit dem Teufel ein, denn die Bergbau-Unternehmen bieten Arbeit und somit Einkommen, auch wenn manch einer dies aufgrund aggressiver Atemwegserkrankungen mit seinem Leben bezahlen muss.

Hierher verschlägt es die New Yorker Anwältin Samantha Kofer, die nach der Lehman-Pleite ihren Job verloren hat und durch eine spezielle Absprache mit ihrer ehemaligen Kanzlei bei der örtlichen Beratungsstelle für kostenlosen Rechtsbeistand gelandet ist. Wenn sie hier ein Jahr Pro bono-Fälle bearbeitet, besteht die Möglichkeit, ihre alte Stelle zurückzuerhalten. Aller Anfang ist schwer, aber bereits nach kurzer Zeit geht sie in ihrer neuen Arbeit auf und lässt sich nicht von den Konzernen einschüchtern, sondern kämpft mit harten Bandagen für ihre Klienten aus Brady.

Wie immer bei Grisham geht es auch in seinem neuen Roman um den Kampf David gegen Goliath, wobei letzterer jede Menge schmutzige Tricks auf Lager hat. Und wie immer menschelt es in dieser Geschichte, in der der Autor anhand von Einzelschicksalen die Ausbeutung einer ganzen Region schildert. Er erzählt sachlich, vermeidet allerdings kein Klischee, aber da er ganz klar zwischen Recht und Unrecht, zwischen Gut und Böse unterscheidet, werden natürlich bei dem Leser auch Emotionen geweckt. Man drückt den Menschen in der Region rund um Brady zwar die Daumen, befürchtet aber auch, dass die Geschichte für sie nicht gut ausgehen wird.

John Grisham schreibt schlicht und sprachlich nicht besonders anspruchsvoll. Aber seine Romane sind logisch aufgebaut und versorgen den Leser neben einer spannenden Story auch mit Informationen zum amerikanischen Rechtssystem - ein Autor, der immer wieder gut unterhält.