Rezension

Das Netz

Das Netz - Lilja Sigurdardottir

Das Netz
von Lilja Sigurdardóttir

Bewertet mit 4 Sternen

Sonjas Scheidung von ihrem widerwärtigen Ehemann verlief für sie einfach schrecklich. Sie hat das Sorgerecht für ihren Sohn Tomas verloren. Um sich einen Anwalt leisten zu können und um ihren Sohn zu kämpfen, benötigt Sonja Geld. Daher sieht sie keine andere Möglichkeit, als sich auf Drogenschmuggel einzulassen. Sie fällt dem Zollbeamten Bragi auf, der ein Gespür dafür hat, wenn etwas nicht richtig läuft. Dann gibt es da auch noch Agla, die als Bankerin in dubiose Geschäfte verwickelt war. Als sich die Wege der drei Personen kreuzen, entsteht ein kriminelles Netz, das sie immer tiefer in kriminelle Machenschaften hineinzieht und aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt.

Dieser Band ist der Auftakt einer Trilogie, die in Island spielt. Auch wenn das Buch spannend ist, so ist mir die Ankündigung „Der Thriller des Jahres“ doch zu hochgegriffen. Der Schreibstil ist klar und distanziert.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, aber sympathisch war mir niemand, außer der kleine Tomas, der zum Spielball zwischen den Eltern wird. Eigentlich ist Sonja eine Frau, mit der man Mitleid haben könnte aufgrund ihrer Situation, aber ich empfinde sie kaltblütig und fast schon gefühllos. Ihr wurde übel mitgespielt und sie sieht keine andere Chance, um ihren Sohn zurück zu bekommen. Aber rechtfertigt das ihr Handeln? Agla ahnt, dass die Ermittlungen wegen des Finanzcrashs nicht an ihr vorbeigehen und sie ist nervös. Auch Bragis Beweggründe sind nachvollziehbar und doch konnte ich auch bei ihm kein Mitgefühl spüren.

Die Spannung ist zwar von Anfang an da, hält sich aber in Grenzen. Die Autorin zeigt vielmehr die Abgründe und Verflechtungen der Protagonisten auf. Das Ende ist schlüssig, aber es bleiben viele Fragen offen, so dass man auf den Folgeband gespannt ist.