Rezension

Das Leben in die Hand nehmen

Ein verzehrendes Geheimnis - Francine Rivers

Ein verzehrendes Geheimnis
von Francine Rivers

Als ich das Buch in die Hand nahm, schloss ich vom Titelbild her auf einen  Roman der in einer eher heilen Welt angesiedelt ist. Doch weit gefehlt - es wurde, spannend, teilweise brutal, mysteriös und unbedingt lesenswert.

Die Geschichte spielt in der Mitte des 19 Jahrhunderts in den Appalachen. Der Tod der Großmutter Forbis führt die kleine Cadi zu einem Geheimnis, das die Menschen im Tal betrifft. Cadi lebt mit ihrer Familie im Tal. Zur Großmutter hatte sie eine ganz besondere Beziehung. Bletsung, eine Frau die allein in einer abseits gelegenen Hütte lebt bringt es auf den Punkt:

 "Ich kenne keine Menschenseele, im ganzen Tal, die nicht traurig und beladen ist!"  

So sagt sie bei einem Besuch der 10jährigen Cadi. Der ist da allerdings noch nicht klar, dass sie versuchen wird hinter dies Geheimnis zu kommen. Der Tod der Großmutter löst eine Kettenreaktion aus.

Bei einer Beerdigung in dem Tal wurde immer der Sühnemann gerufen, der die Sünden der Verstorbenen in einem Ritual auf sich nimmt. Ihm darf man nicht in die Augen schauen. Cadi, die noch ein Geheimnis auf der Seele hat riskiert trotz des strikten Verbotes einen Blick in die Augen des Sühnemanns, bei der Beerdigung von Oma Forbis. Seit dem Tag wünscht Cadi nichts sehnlicher als den Sühnemann zu finden, um ihm ihre Schuld zu geben. Cadi begibt sich auf eine spannende  Suche, die am Ende nicht nur für sie Erlösung bedeutet.

Die Autorin hat ein anrührendes und berührendes Buch verfasst. Es fußt auf einer Tradition, die schottische Einwanderer mit nach Amerika brachten, und hier weiter praktizierten. Daneben spielt die Frage der Schuld und der Vergebung eine wesentliche Rolle. Plastisch fast greifbar und mit passenden Worten beschrieben wird das harte und entbehrungsreiche Leben den Einwanderer. Gut herausgearbeitet ist das Miteinander und die Spiele um Macht und Habgier. Schuld bekommt hier auch einen Platz im Miteinander. 

Cadi und ihr Freund Fagan bringen durch ihre Erfahrungen und Begegnungen bei der Suche nach dem Sühnemann eine neue Botschaft mit ins Tal: "Sie spricht von Liebe und Vergebung. Diese Liebe sprengt alte erstarrte Strukturen auf und öffnet die Menschen für eine neue Form des Miteinanders."

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Ich finde es lässt sich gut auf das heutige Miteinander übertragen.