Das Geheimnis des Gänseblümchens
Bewertet mit 4 Sternen
Die Künstlerin Chloe hat sehr früh ihren Mann verloren. In ihrer Trauer zieht sie sich in einen Küstenort Cornwalls zurück und bezieht dort das alte Pfarrhaus. Der Ort lebt vom Mythos eines jungen Dichters - Kit Rivers - der im ersten Weltkrieg umgekommen ist. Chloe beginnt, sich für dessen Geschichte zu interessieren und begibt sich gemeinsam mit dem ortsansässigen Historiker Matt auf Spurensuche in die Vergangenheit. Durch Zufall findet sie das alte Tagebuch einer jungen Frau und erfährt so die Liebesgeschichte zwischen Daisy Hills und Kit Rivers.
„Der Liebesbrief“ ist ein historischer Liebesroman. „Historischer Roman? Liebesroman? Ich?“, höre ich mich selbst fragen. Absolut nicht mein Genre. Doch diese Geschichte ist behutsam und einfühlsam erzählt. Romantisch, zart, auch traurig, aber nicht schmachtig.
Auf zwei Zeitebenen tragen die beiden Sprecherinnen Loretta Stern und Lea Fleck die Geschichte vor. Die Stimmen sind gut gewählt, das dunkle Timbre für Chloe und der helle mädchenhafte Klang für Daisy.
Daisy und Kit kamen aus unterschiedlichen Welten. Er, der einzige Sohn aus Rosecraddick Manor, dessen Vater ausschließlich eine militärische Laufbahn für Kit vorgesehen hatte und der doch nichts lieber als schreiben wollte. Sie, Tochter eines Londoner Arztes ohne Mittel, die für damalige Zeiten ein ungewöhnlich selbstbestimmtes Leben zu führen hoffte. Schon unter diesen Vorzeichen war eine Heirat der beiden nahezu ausgeschlossen. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges setzt aber jeglichen Hoffnungen auf eine glückliche Fügung ein Ende.
„Es gab so viele verlorene Geschichten, so viele gebrochenen Herzen und zerstörte Leben, dass man sie unmöglich zählen konnte.“
Cornwall, ein Sehnsuchtsort, passender Hintergrund romantischer Geschichten, damals wie heute. Doch neben der ansprechenden Beschreibung der malerischen Kulisse Cornwalls lesen (hören) wir auch ungeschönt von der Grausamkeit des Krieges.
Es ranken sich viele Geheimnisse um die unerwünschte Liebe zwischen Daisy und Kit. Kleine Gänseblümchen geschnitzt in Kirchenbänken oder auf Glas gemalt, so wollte hier jemand der jungen Frau ein Denkmal setzen. Die Autorin Ruth Saberton schildert in ihrem Nachwort, dass zwar Handlung und Personen frei erfunden waren, sie aber die Liebesgeschichte ihrer Großtante aufgegriffen und so die Tragik des Krieges gegenwärtig gemacht hat.
Obwohl sonst nicht so mein Beuteschema habe ich diesen Roman sehr gerne gehört.