Rezension

Coelho hat schon Besseres geschrieben

Der Sieger bleibt allein - Paulo Coelho

Der Sieger bleibt allein
von Paulo Coelho

Bewertet mit 4 Sternen

Der Sieger bleibt allein ist eine Mischung aus Gesellschaftsroman und Krimi. Für den Millionär Igor, erfolgreicher Eigentürmer und Gechäftsführer einer großen Telefongesellschaft in Russland, ist Ewa die Liebe seines Lebens. Doch sie hat ihn verlassen und lebt jetzt mit dem bekannten Modedesigner Hamid Hussein zusammen. Igor will sie zurückgewinnen und schickt ihr bei den Filmfestspielen in Cannes SMS. Er schreibt, dass er ,,eine Welt für sie zerstört" hat. Was er damit meint ist Ewa nur allzu gut bewusst. Bereits als sie noch zusammen waren hat er einen Bettler getötet, weil er sie beim Essen gestört hat und er ihn von seinem trostlosen Leben befreien wollte. Igor sieht sich nicht als Mörder, sondern als jemanden, der von Gott ausgewählt wude, um andere von ihrem in seinen Augen sinnlosen Leben zu befreien.

"Gott hat die Welt in sechs Tagen erschaffen. Was aber ist die Welt? Sie ist das, was Sie und ich sehen. Jedes Mal, wenn ein Mensch stirbt, stirbt auch ein Teil des Universums. Alles, was dieser Mensch gefühlt, erfahren, betrachtet hat, verschwindet mit ihm, genauso wie Tränen im Regen."

Da seine Exfrau nicht auf die SMS reagiert, begeht Igor weitere Morde. Für den Polizisten Savoy ist das der Fall seines Lebens...
Nicht nur die Jagd nach dem Mörder steht in diesem Roman im Vordergrund, sondern es geht vielmehr um das Leben der Superreichen und die, die es werden wollen und für Ruhm, Macht und Geld bereit sind nahezu alles zu geben. Coelho kritisiert das Leben und die Oberflächlichkeit der oberen Zehntausend. Seine Message ist nicht den Träumen der anderen und dem was die Gesellschaft wertschätzt hinterherzujagen, sondern seine eigenen Träume zu leben. Es gibt etwas wichtigeres als Ruhm und Geld, das man nicht kaufen kann: Liebe!

"Aber die Seele hat keinen Namen. Sie ist die reine Wahrheit, lebt für eine bestimmte Zeit in einem Körper und wird ihn eines Tages verlassen. Und Gott wird sich nicht die Mühe machen, zu fragen: >Wer bist du?< Gott wird nur fragen: >Hast du während deines Lebens genug geliebt?< Das ist das Wesentliche im Leben: die Fähigkeit, zu lieben, und nicht der Name, der in unserem Pass, auf unseren Visitenkarten steht."

Paulo Coelho zählt zu meinen Lieblingsautoren. Von Der Sieger bleibt allein bin ich aber etwas enttäuscht. Zwar ist sein Schreibstil auch in diesem Roman einfach nur wunderschön, doch inhaltlich wiederholt er sich sehr oft und bedient sich vieler Klischees. Sicher gibt es viel Oberflächlichkeit bei den Reichen und Schönen, aber nicht alle streben nur nach mehr Geld und mehr Macht. Es gibt auch genug, die sich für andere einsetzen. Bill Gates zum Beispiel, oder um im Filmbusiness zu bleiben: Audrey Hepburn, die sich vor allem für Kinder in der dritten Welt vor Ort engagiert hat. Doch in Coelhos Roman sind alle schönheitsoperiert und haben nur oberflächliche Kontakte. Teilweise stimmt seine Sichtweise zwar, doch man sollte das nicht zu sehr verallgemeinern. Auch das Ende fand ich enttäuschend und man erfährt nicht, was aus Savoy wurde. Dennoch war es teilweise spannend geschrieben und abgesehen von den Klischees fand ich den Einblick in die Mode- und Filmwelt gut beschrieben.

Fazit:
Leider zu viele Klischees und ein enttäuschendes Ende. Dennoch hat es mich nachdenklich gemacht und ich habe mich gefragt, was ich im Leben wirklich will und ob diejenigen, die man immer beneidet, wirklich so glücklich sind, oder ob das alles nur Schein ist. Aufgrund dessen und Coelhos unglaublich tollem Schreibstil vergebe ich 4 Sterne. Doch es gibt weitaus bessere Romane von ihm!