Rezension

Charmanter Teufel auf mysteriösen Wegen

Der Fürst der Finsternis - Anne Rice

Der Fürst der Finsternis
von Anne Rice

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Die Geschichte beginnt in den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Der Vampir Lestat, den wir schon aus dem ersten Band, „Gespräch (oder Interview) mit einem Vampir“, kennen, erhebt sich aus der Erde.
Viel Leid ist ihm widerfahren, sein Körper war geschwächt, daher kroch er in die Erde um eine Art Winterschlaf zu machen, nur dass seiner ein wenig länger als nur einen Winter dauerte.
Doch die Welt um ihn herum, die vernahm er dennoch und als er das Gefühl hatte, dass es sich wieder lohnen würde auf der Welt zu wandeln, erhob er sich und machte sich auf den Weg.
Sein Ziel war eine Rockband, der er sofort offenbarte, dass er ein Vampir sei und sie bat ihn aufzunehmen. Natürlich glaubten sie ihm nicht, doch er gefiel ihnen und so schlossen sie sich zusammen.
Doch Lestat wollte hoch hinaus, all sein Geld, dass er lange gehortet hatte setzte er in die Vermarktung seiner noch unbekannten Band, die schon bald erfolgreich war und er schrie in die Welt hinaus, dass er ein Vampir sei, verriet ihr alle Geheimnisse in Form von Songtexten.

Doch wir erfahren noch deutlich mehr von Lestat, wir folgen ihn auf seinen Wegen als sterblicher, leidenschaftlicher Mensch, der es schaffte alles in seinem Glanz erstrahlen zu lassen. Eine Kämpfernatur, die niemals aufgeben würde. Und wir erleben den Tag mit, an dem er erschaffen wurde, wie er selbst zu einem Schöpfer wird und doch immer alleine bleibt.

Wir hören seine ganze Geschichte und lernen alte Vampire kennen, die ihm ihre Geheimnisse offenbaren, ihre Geschichte und die, die sie gelernt haben und natürlich Legenden.
Legenden von der Entstehung der Vampire. Von Tod und Wiedergeburt, von Schicksal und Zufall.

Lestat macht Bekanntschaft mit den ersten Vampiren, der Mutter und dem Vater. Ihre Liebe erweckt er und seinen Hass, so dass er auch hier wieder die Einsamkeit suchen muss.

Und während wir all dies erfahren, wird uns bewusst, in welcher Gefahr sich Lestat befindet, als er all das den Sterblichen erzählt, was kaum ein unsterblicher überhaupt je erfahren hat.

Wir werden tief in eine mystische Welt eingeführt, die so interessant aber auch voll Liebe und Hass steckt, die brutal und lieblich zugleich sein kann.

Meine Meinung

Als ich das Buch aufschlug, freute ich mich zuerst wahnsinnig und musste dann erst einmal schlucken. Eng bedruckte Seiten sind für mich ein kleines Gräuel. Lieber habe ich ein deutlich dickeres Buch vor mir und dafür eine etwas größeres Schrift.
Doch man gewöhnt sich an alles und schließlich versprachen 600 engbedruckte Seiten auch Raum für viele Geschehnisse. Da ich die Welt schon lieb gewonnen hatte und danach lechzte mehr von Lestat zu hören, stürzte ich mich auf das Buch und wurde nicht enttäuscht.

Anne Rice versteht es aufs Beste uns in ihre dunkle aber geheimnisvolle Welt hineinzuziehen in der die Figuren, wenn sie auch übernatürlichen Ursprungs sind, doch sehr natürlich erscheinen.
Wir tauchen tief ein in die Gedanken und Gefühle, verstehen ihr handeln, auch wenn es unserer Natur widerspricht. Ich glaube genau das ist es, was denn Reiz der Vampire in den Menschen weckt. Sie sind Kreaturen der Nacht, sie bringen den Tod und doch kann man sie nur zu gut lieb gewinnen.
Besonders in diesem Fall, denn die Vampire haben eine Seele, sie leiden so schön herrlich und verdammen sich selber für dass, was sie sind.
Auch wenn das nicht auf jeden zutrifft, so doch sehr wohl auf Lestat, den Vampir, der die Menschen liebt und sie dich zu seiner Beute macht.

Im ersten Band wurden viele Fragen aufgeworfen, auch wenn diese hier nicht alle geklärt werden können, weil es auf sie keine Antwort gibt, so bekommen wir hier viele andere Antworten auf Fragen, die so zum Teil noch gar nicht aufkamen.

Ein schöner Kniff war die Legende zur Entstehung der Vampire, die eben nicht mit Sicherheit bewiesen werden kann. Man kann sie glauben oder an ihr zweifeln, die Entscheidung bleibt einem selber überlassen.

Wir erfahren sehr viel über verschiedene Vampire, die uns schon zuvor begegnet sind und andere, die für diese Welt eine wichtige Rolle spielen, desweiteren lernen wir noch mehr über Fähigkeiten und Schwächen.

Es werden übrigens auch Verbindungen zum ersten Band aufgenommen und zwar erscheint er hier als Buch, das auf den Bestseller Listen stand und das jeder für Fiktion hält, auch wenn Lestat weiß, dass es tatsächlich von einem Vampir stammt, den er selbst geschaffen hat.

Die Schreibweise ist sehr ausschmückend und hat einen sehr romantischen Anklang, der ab und zu auch ein wenig ins schnulzige abfällt. Daher wird sich sicher nicht jeder mit den Büchern anfreunden können. Die Liebe zu seinen nächsten spielt eine große Rolle und wird hier dadurch natürlich auch sehr weit ausgebreitet. Wobei interessant ist, dass hier die Vampire nicht zu körperlicher Liebe fähig sind, bei ihnen ist die Liebe rein geistiger Natur.
Ich muss zugeben, dass ich ab und an schon ein wenig genervt war aufgrund von Liebesbezeugungen, doch das gehört hier einfach dazu und daher kann man darüber hinwegsehen.
Was diese Schreibweise, sofern man sich mit ihr anfreunden kann jedoch bewirkt, ist dass man in gewisser Weise eine Art Beziehung mit dem Protagonisten eingeht. Man versetzt sich in ihn hinein und seine geliebten, die ihn umgeben, wachsen auch uns ans Herz. Seine Einsamkeit und sein Leid tun auch uns weh.
Wir tauchen ein um ihm nahe zu sein, ähnlich wie er seine Sehnsüchte nach anderen beschreibt, entwickeln wir diese gewissermaßen für ihn. Wir wandeln gemeinsam mit ihm auf seinen Wegen der Selbstfindung, die sich oftmals als nichts anderes herausstellt als der Suche nach Gesellschaft und Liebe. Eine Suche die jeder kennt und versteht.

Die Hauptgeschichte ist übrigens Lestats Vergangenheit, sein Werdegang. Nachdem wir seine Geschichte gehört haben, fressen wir ihm förmlich aus der Hand. Zu charmant ist der kleine Teufel mit seinem Charme und seinem Leid, seinem Herzen, dass vor Liebe zerspringt.
Die Geschichte, die anfangs mit der Band begonnen hat, nimmt nur wenig Raum ein, führt jedoch zu einem sehr spannenden Ende, dass in den nächsten Band überleitet. Es weckt Interesse und gibt uns noch ein paar atemlose Minuten, bevor wir das Buch weglegen und zum nächsten Band greifen können.

Fazit

Eine wunderbare Vampirwelt, die uns mitreißt, uns nachdenklich macht und uns in Mysterien einführt, die wir weiter erkunden möchten.
Die Geschichte ist unheimlich gut durchdacht, fesselt und unterhält einen stundenlang.
Der Ton ist ein wenig sehr romantisch geraten, weshalb das Buch sicher nicht etwas für jeden ist, mich störte dies nicht sonderlich.