Rezension

Brotzeit e. V. - Wie aus einer kleinen Sache etwas Großes entstehen kann

Herzenssache - Uschi Glas

Herzenssache
von Uschi Glas

Bewertet mit 5 Sternen

Gelungener und unterhaltsamer Mix aus der Entstehungsgeschichte zu Brotzeit e.V., den Menschen dahinter und Lebensgeschichten der Autorin - Mut machend und warmherzig geschrieben

Cover und Aufmachung:
Auf dem Cover sehen wir eine strahlende Uschi Glas, der Titel ist in passendem Rot (für Liebe und Herzblut) geschrieben. Daran merkt man, dass es ein persönliches Anliegen von ihr ist, allerdings tritt dabei ihr Projekt "Brotzeit e. V.", um das es eigentlich geht, nicht in Erscheinung. Daher finde ich das Bild nicht ganz passend, es vermittelt eher das Gefühl einer reinen Biografie. Das Buch ist ein Hardcover und unter dem äußeren Einband findet man die Unterschrift von Uschi Glas in den Buchdeckel eingestanzt. Dies wirkt hochwertig und edel, sodass man das Buch gerne in die Hand nimmt.

Inhalt:
Die Schauspielerin Uschi Glas berichtet darüber, wie sie zusammen mit ihrem Mann das Projekt "Brotzeit e.V." gestartet hat, das mittlerweile dafür sorgt, dass Tausende Grundschulkinder mit einem guten Frühstück statt Leere im Magen gemeinsam in den Tag starten. Die ehrenamtlichen Helfer, die hierfür Sorge tragen sind allesamt Rentner, die glücklich sind, gebraucht zu werden.
Uschi Glas berichtet anschaulich von den einzelnen (Rück-)Schritten der Vereinsentstehung. Dabei kommen sowohl die ehrenamtlichen Helfer zu Wort, aber auch kritische Stimmen und recherchierte Fakten werden genannt. Das Ganze wird abgerundet durch Erzählungen, Anekdoten und Fotos aus dem Leben der Autorin, die einen sehr intimen Einblick über den Mensch hinter Brotzeit ermöglichen.

Mein Eindruck:
Da ich Uschi Glas seit Kindheitstagen als Schauspielerin kenne und mag und immer das Gefühl hatte, dass sie eine absolute Powerfrau ist, die immer wieder aufsteht, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Zudem kannte ich das Projekt noch nicht und war sehr neugierig, mehr über ihr Engagement zu erfahren.
Bereits zu Beginn beschreibt sie sehr authentisch, wie sie im Radio zufällig einen Bericht darüber hört, dass in Deutschland viele Grundschulkinder hungrig zur Schule gehen und dadurch Probleme haben, dem Unterricht zu folgen. Nach dem Bericht denkt sie: "Da müsste man was gegen machen."
Während viele andere dies auch denken, es aber dabei belassen, packt sie die Sache gleich an. Sie wendet sich persönlich an Schulen, packt Essenskisten zusammen, baut Räume zu Frühstücksräumen um, kümmert sich um Sponsoren uvm. So entsteht schließlich "Brotzeit e.V.". Ein mittlerweile sehr erfolgreiches Projekt mit vielen Unterstützern, das immer weiter wächst.

Imponiert hat mir dabei ihre Art, sich nicht unterkriegen zu lassen, denn "Wenn ich auf Widerstand stoße, passiert es oft, dass ich dann erst recht das mache, wovon ich überzeugt bin." Hinzu kommt die Art, dass sie das was sie macht, richtig machen will. Dies zeigt sich u. a. im gründlichen Recherchieren und sorgfältigen planen der nächsten Schritte. Sie sagt von sich selbst: "Ich nehme die Dinge ernst. Damit meine ich: Sie haben Bedeutung, sie sind mir nicht gleichgültig. Die 'Passt schon'-Haltung mag ja ganz locker daher kommen, aber sie lässt für meine Begriffe Wertschätzung vermissen. Für das, was man selber tut, und auch für das, was andere tun." Das finde ich eine gute und löbliche Einstellung, die heutzutage nicht selbstverständlich ist.

Zwischen den einzelnen Projektentstehungsschritten schreibt sie immer wieder über die ein oder andere Geschichte aus ihrem Leben. Teilweise nicht direkt mit Brotzeit zusammenhängend, aber für mich waren es wichtige und unterhaltsame Fakten, um mehr hinter die Fassade der Brotzeitgründerin zu blicken. Neben Uschi Glas kommen auch die Menschen zu Wort, ohne die Brotzeit nicht möglich wäre: die vielen ehrenamtlichen Helfer. Sie berichten vom "Glück gebraucht zu werden" und mich haben die vielen menschlichen Schicksale fasziniert, die durch Brotzeit aufeinandergetroffen und so eine positive Wendung erfahren haben. Man merkt beim Lesen immer wieder, dass sie und alle Helfer wirklich das Projekt zu ihrer "Herzenssache" gemacht haben und dazu ermuntern wollen, selber im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu helfen und damit ein Stück weit auch selbst glücklicher zu werden. Denn: "Nicht weil einer reich ist, kann er helfen, sondern: Weil ich helfe, bin ich reich." und "Um dazu beizutragen, dass die Welt ein Stück besser wird, braucht es keine Millionen; eine helfende Hand im richtigen Augenblick - darauf kommt es an, finde ich." Dabei geht das Engagement für den Verein längst über die Frühstücksausgabe hinaus: Mützen stricken für Kinder und Schachunterricht oder Hausaufgabenhilfe sind nur einige Beispiele. Die Vielfalt hat mich hier sehr erstaunt und ermutigt über meine eigenen Helferpotenziale nachzudenken.
Zum Schluss haben für mich viele Fotos aus dem Berufs- aber auch Privatleben von Uschi Glas sowie über das Brotzeit-Projekt das Gesamtbild abgerundet.

Fazit:
Gelungener und unterhaltsamer Mix aus der Entstehungsgeschichte zu Brotzeit e.V., den Menschen dahinter und Lebensgeschichten der Autorin - Mut machend und warmherzig geschrieben