Rezension

Bleibt hinter den geweckten Erwartungen zurück

Angezogen wäre das nicht passiert - Marie-Theres Stremnitzer

Angezogen wäre das nicht passiert
von Marie-Theres Stremnitzer

Bewertet mit 2 Sternen

Startet locker flockig und unterhaltsam, wird dann aber unangenehm und banal

Die 30-jährige Luisa lebt als freiberufliche Restauratorin mit eigener Werkstatt in Wien. Sie ist schon längere Zeit Single und ziemlich unzufrieden mit diesem Zustand, was sie dazu veranlasst, sich bei einer Online-Partnerbörse anzumelden.

Ziemlich schnell wird sie dort von Männern angeschrieben, was dann in Folge lustige Begegnungen mitbringt. Der Anfang flog nur so vorbei, er war wirklich spritzig und sehr unterhaltsam geschrieben!

Ich habe in der Bahn begonnen und musste aufpassen, meine Sitznachbarn nicht mit zu lautem Gelächter zu nerven. Die Männer, mit denen Luisa sich trifft sind einfach solche Vögel... kaum zu glauben, was für Menschen es gibt.

Bald macht der Leser auch Bekanntschaft mit Luisas beiden Schwestern und ihren Eltern und die Schwestern- und Familienkonstellation bietet viel Potential. Die ganze Familie wirkt sehr sympathisch und lebensecht. Die Sprache ist witzig, humorvoll und in ihren Betrachtung über das Leben, das Alleinsein oder das Leben in Beziehungen hat sie manchmal durchaus Anklänge an Tiefgang. Gerne hätte ich mehr von Luisas klugen, reflektieren Gedanken gelesen. Doch leider liegt der Fokus absolut und ausschließlich auf Luisas Suche nach einem neuen Partner. Klar, das ist ja auch Inhalt des Buches, aber es nimmt bei ihr leider schon fast groteske Züge an. Jedes Wochenende trifft sie sich mit mindestens einem Mann, manchmal auch mit zwei. Das reflektieren über die Begegnungen nimmt kaum Raum ein, zu schnell folgen die verschiedenen Männer aufeinander, nachgedacht wird kaum noch. Das Buch war zwar noch unterhaltsam, aber auf eher billige, verzweifelte Art.

Luisa stürzt sich einfach zu sehr in ihre Männergeschichten. Es geht so schnell mit den verschiedenen Kerlen, dass ich total die Übersicht verloren habe. Das hat Luisa bei mir mehr und mehr Sympathien verlieren lassen. Auch trinkt Luisa einfach zu viel, jedes Wochenende bis nahe ans Dilirium, teilweise mit Filmriss und allem drum und dran. Sie fährt sogar betrunken Auto, das hat mich regelrecht empört. All das ist mir für eine gebildete junge Frau von 30 Jahren, die eindeutig nicht dumm ist und sonst fest im Leben steht, mit Familie, Freundeskreis und einem Job, wo sie konzentriert arbeiten muss und Verantwortung für antike Stücke und Gemälde übernimmt, einfach nicht wirklich glaubhaft. Es ist einfach ein sehr pubertäres Verhalten, ohne Rücksichtnahme auf sich selbst oder andere und ohne jedes Schamgefühl.

Es ist doch auch ein Zeichen von Erwachsen sein , wenn man sich nicht mehr jedes Wochenende hirnlos volllaufen lässt. Und wenn jemand sein Gegenüber, den Mann, den man online sympathisch fand und nun trifft, kennen lernen möchte, dann doch besser nicht im Vollsuff. Durch dieses Verhalten wird das Gefühl des Unverständnisses mit fortlaufender Seitenzahl für den Leser nur immer schlimmer! Was anfangs noch flippig, witzig und unterhaltsam war, verlor nach und nach fast den ganzen Witz und vor allem seine Leichtigkeit. Luisas Verhalten ist nicht mehr lustig und unterhaltsam, sondern nur noch abschreckend und für eine intelligente Frau eigentlich unter aller Würde.

Die schönen Elemente des Buches, zum Beispiel die interessanten Streifzüge durch Wien, der Handlungsstrang mit Luisas Familie, Aussagen darüber, was Luisas von einer Beziehung überhaupt möchte, wonach sie sich sehnt und vor allem auch Luisas Kontakt zu Luisas Freundeskreis bliebe für mich zu sehr auf der Strecke! Nach einer sehr ausführlich bis ins kleinste peinliche Detail ausgeführten Suche findet Luisa dann natürlich doch noch einen vielversprechenden Mann, bei dem der Leser schon lange das Gefühl hatte, dass es auf ihn hinauslaufen würde. Das ging dann aber so schnell, dass das Ende etwas holprig wirkte. Der Fokus des Buches liegt auf der Suche, soweit kann ich das verstehen. Aber etwas mehr Zeit hätte man dem Ganzen geben können, vielleicht gar sollen.

Bei all der Verwirrung mit den ganzen Männern hätte ich dann gerne mehr von demjenigen erfahren, für den sich Luisa entschieden hat. Insgesamt war ich am Ende ernüchtert. Wie schade! Der Anfang war sooo vielversprechend, ich habe am Anfang so oft gelacht, war so gut, so kurzweilig und witzig unterhalten worden!Aber dann glitt das Buch in eine Richtung, die mir leider nicht mehr gefiel.

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunden gelesen und unter diesen Voraussetzungen immer ein leicht schlechtes Gewissen, wenn meine Meinung nicht so richtig positiv ausfällt, aber so eine Runde macht ja nur Sinn, wenn ich ehrlich meine Meinung sage.

So ist es für mich letztendlich nur ein Buch, das sich im unteren Mittelmaß bewegt.

Kommentare

vantob kommentierte am 07. Januar 2015 um 01:45

Hörtt sich sehr lustig an.