Rezension

Bewegende Kindheitserinnerungen einer Tochter, auf der Suche nach Geborgenheit und Familie

Beifang - Lisa Brennan-Jobs

Beifang
von Lisa Brennan-Jobs

Bewertet mit 4 Sternen

Eiszeit der Gefühle

Die Memoiren ihrer Kindheit, werfen ein trauriges Licht auf den berühmten, 2011 verstorbenen Visionär Steve Jobs. Seine Unfähigkeit Gefühle zu zeigen und Geborgenheit zu vermitteln, lassen seine uneheliche Tochter Lisa Brennan-Jobs eine lange Zeit leiden. Am Beginn ihres Lebens wurde Lisa von Jobs zuerst einmal völlig verleugnet, für sich persönlich entdeckt er die Tochter erst im Laufe ihres achten Lebensjahres. Doch ihre Beziehung entwickelt sich auch ab da an auch recht unbeständig und distanziert, erst ganz am Ende seines Lebens scheint Jobs zu seinen Gefühlen zu stehen und erkennt seinen Fehler.  

Lisas kindliche Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung ist herzzerreißend geschildert und wird von beiden Elternteilen nicht so erfüllt wie sie sich das erträumt! Sie möchte so gerne zu einer Familie gehören, geliebt werden und geborgen sein. Um jedes kleine Stück Aufmerksamkeit kämpft Lisa wie eine Löwin! Sie wird benutzt, von ihrer chaotischen unsteten Mutter oft als Mittel für Versorgung und Geld. Vom Vater dagegen wird sie manipuliert, je nach Laune abserviert, sowie als kostenloses Hausmädchen und Babysitter missbraucht. 

Sie enttarnt ihn als Despoten und Alleinherrscher, der die Menschen je nach Lust und Laune beherrscht, begehrt oder benutzt hat. Man merkt den Zeilen von Lisa an, wie sehr sie um ihren Stand im Familienverbund gerungen hat und versucht hat ihre eigene Identität zu finden. 

Ein angenehmer Schreibstil, gewollt angelegt aus der Sichtweise eines Kindes, somit nicht wertend und verletzend, dafür aber eindrucksvoll und sehnsüchtig, bringt sie viele Erinnerungen und Begebenheiten an den Tag, die oft nicht chronologisch gegliedert sind, sondern spontan passend zur jeweiligen Stimmung. Dadurch entsteht oft überraschendes und dadurch spannendes Potpourri an Erlebnissen. 

Das Buch hat einen, wie ich finde treffenden Titel, mit Bezug auf eine Aussage im Text, unterstützend ein paar private Bilder der Autorin und ein sehr ansprechend gestaltetes Titelbild, sowie hochwertige Seiten/Buchgestaltung mit Lesebändchen, alles hübsch in frischem Grün gehalten.

 

Mein Fazit: Ein sehr ehrliches und mutiges Buch, dass das Bild des magischen Apple-Entwickler etwas entzaubert und einen Blick hinter die Fassade zeigt. Lisa scheint aber trotz aller Widrigkeiten ihren Weg und auch ihren Frieden mit ihrem Vater gemacht zu haben. Am Ende zeigen sich beide versöhnlich und Lisa geht auch dadurch gestärkt in ihr erwachsenes Leben.

Ein beeindruckendes und sehr persönliches Werk, das mich glänzend unterhalten, erschüttert und bewegt hat.