Rezension

Beklemmender Horrorthriller im mexikanischen Dschungel

Dickicht - Scott Smith

Dickicht
von Scott Smith

Bewertet mit 3 Sternen

Bei ihrem Urlaub in Mexiko lernen vier Amerikaner einen Deutschen in ihrem Alter kennen. Sie freunden sich mit ihm an, nicht ahnend, dass diese Begegnung ihr Leben von Grund auf zum Schlechten wenden wird.

 

Amy, Stacy, Jeff und Eric wollen einfach nur am Strand von Cancún entspannen. Aber die Begegnung mit Matthias verändert schlagartig alles. Der Deutsche ist auf der Suche nach seinem Bruder, der bei einer archäologischen Ausgrabung mithelfen wollte und bisher nicht zurückgekehrt ist. Die beiden Pärchen und ihr griechischer Freund Pablo versprechen bereitwillig, ihm zu helfen und ihn zu der Ausgrabungsstätte zu begleiten, in dem Glauben, dadurch etwas Abwechslung in ihren Urlaub zu bringen.
Und was ein harmloser Ausflug mitten in den Dschungel werden sollte, wird schnell zum Horrortrip, in welchem die kleine Gruppe bald ums nackte Überleben kämpfen muss.

 

Die Handlung beginnt schleppend, fast zu schleppend und erst nach einigen Seiten gewinnt sie an Fahrt. Allerdings wird die Spannung eher schleichend als wirklich rasant aufgebaut, mit wenigen kleinen Hinweisen darauf, dass die Freunde den Ausflug lieber nicht angetreten hätten. Manche von ihnen sind sogar etwas zu auffällig und wirken etwas konstruiert, besonders die unguten Gedanken, die die Gruppe vor ihrer Abreise überfallen und dennoch nicht aufhalten.
Kaum sind die Sechs am Ziel, nimmt die beklemmende Atmosphäre zu. Dabei thematisiert der Autor hauptsächlich die einzelnen Reaktionen der unterschiedlichen Charaktere auf die auf sie lauernde Bedrohung und die langsam Gestalt annehmende Erkenntnis, woher die eigentliche Gefahr für ihr Leben droht. Dabei geht er weniger reißerisch und voller Schockeffekte, sondern eher psychologisch vor. Die Figuren gewinnen an Tiefe und zeigen neue Facetten an sich, ohne übertrieben oder aufgesetzt zu erscheinen. Sie handeln auf die Art, die zu ihnen passt, und das bis zum Schluss.

 

Trotzdem wird man mit ihnen nicht so richtig warm. Sie sind nicht unbedingt unsympathisch, aber man kann mit ihnen nur begrenzt mitleiden. Manche ihrer Handlungen sind auch nicht wirklich nachvollziehbar. Es bleibt immer eine gewisse Distanz zwischen ihnen und dem Leser, was es schwer macht, sich in sie hineinzuversetzen. Und das obwohl die Story lediglich aus ihrer Sicht geschildert ist.
Aus dem Grund wird man auch über die Hintergründe der Bedrohung völlig im Unklaren gelassen, was ziemlich schade ist. Wie die Protagonisten kann man nur spekulieren, was bloß bedingt die eigene Neugier stillt.

 

Dickicht ist ein auf eine beklemmende Weise spannender Horrorthriller, der vor allem durch das Grauen besticht, das sich die Hauptcharaktere selbst in ihren Köpfen ausmalen. Der Gegner, dem sie gegenüberstehen, ist eher gerissen als übermäßig brutal, was einen gewissen Reiz der Geschichte ausmacht und sie von anderen einzig auf Schockelemente ausgerichtete Romane desselben Genres unterscheidet. Die Grundidee dahinter ist zwar nicht wirklich neu, aber innovativ umgesetzt und mit unerwarteten Wendungen gespickt.
Allerdings ist das offene Ende derart vorhersehbar, dass man trotz des Cliffhangers nicht unbedingt wissen muss, wie es weitergeht.