Rezension

Beeindruckendes Ende der Reihe

Die neue Zeit - Elizabeth Jane Howard

Die neue Zeit
von Elizabeth Jane Howard

Bewertet mit 5 Sternen

Dies ist der letzte Band der Cazalet-Reihe, den die Autorin erst 2013, kurz vor ihrem Tod, fertigstellte. Nicht nur in Howards Leben sind einige Jahre ins Land gegangen, ehe sie den vorangegangenen vier Bänden einen letzten hinzufügte, auch die Romanhandlung setzt nach einem größeren Zeitsprung ein: beinahe zehn Jahre später, mitten in den "fabulous fifties". Die Familie Cazalet hat reichlich Zuwachs bekommen, die Kinder aus dem ersten Teil sind inzwischen größtenteils selbst Eltern oder junge Erwachsene mit eigenen Problemen. Besonders die Väter Hugh, Edward und Rupert stehen nach dem Tod der Duchy großen Herausforderungen gegenüber: sie müssen ihre Firma vor dem Bankrott bewahren und entscheiden, was mit dem geliebten Landsitz Home Place geschehen soll...

Beim Lesen fällt schnell auf, dass die Autorin erst spät daran gearbeitet hat. Ich emfpnde sowohl die Sprache als auch das Konzept der Handlung als am besten gestaltet. Es gibt keine einzige langatmige Stelle, was zum großen Teil wohl auch daran liegt, dass so unglaublich viele Charaktere zu Wort kommen. Die Charakterzeichnung ist dabei wie gewohnt sehr realistisch und psychologisch logisch, wirklich beeindruckend. Die Kapitel sind inzwischen sehr kurz, es wird öfter als in den letzten Teilen zwischen den Personen gewechselt, und so konnte ich den Roman nur sehr schwer aus der Hand legen. Viele Schicksale liegen dabei schwer im Magen. Der Grundtonus dieses letzten Bandes ist ein unglaublich trauriger, es geht viel um Tod, Trauer, Schicksalsschläge, um desillusionierende Hausfrauen-Alltage und den Kampf um Ehe/Beziehungen. Howard schreibt immer realistisch, was bedeutet, dass es nicht immer ein Happy End geben kann, bzw. genauer gesagt nie ein Ende im eigentlichen Sinne, denn für irgendjemanden geht das Leben immer irgendwie weiter. So endet der Roman auch relativ offen, vieles bleibt ungeklärt, nicht, weil es schlecht ausgearbeitet wäre, sondern weil es eben so ist. Wieder lassen sich viele Bezüge zum eigenen Leben der Autorin finden, eigene Affären und Erfolge werden bearbeitet. Schön ist, dass auch den Kindern immer wieder Raum gegeben wird; die kleinen Einschübe lockern die zunehmend melancholische Atmosphäre des Romans immer wieder deutlich auf. 

Einige Charaktere sind verloren gegangen und finden nur wenig oder überhaupt keine Erwähnung mehr, aber das hat mich wenig gestört, denn es gibt auch so reichlich viele Personen, die zu Wort kommen.

Ich vergebe fünf Sterne für dieses absolut realistische, nahezu vollkommen geschriebene und zusammengesetzte Werk und kann die ganze Reihe nur wärmstens empfehlen.