Rezension

Becky wird endlich erwachsen - einige Schwächen, aber durchaus unterhaltsam

Shopaholic & Family
von Sophie Kinsella

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zum Inhalt

Nachdem Beckys Vater Graham mit Suzes Ehemann Tarkie und dem zwielichtigen Bryce einfach abgehauen ist, reist ihnen Becky kurzerhand hinterher. Mit im Schlepptau bzw. Wohnmobil sind nicht nur Mann Luke und Tochter Minnie, sondern auch Beckys Mum, Nachbarin Janice, Modedesigner Danny, (ehemals?) beste Freundin Suze und leider auch Beckys Erzfeindin Alicia.

Doch blöderweise verrät Graham nicht, was sein eigentliches Ziel ist, und so bleibt es an Becky & Co., das Geheimnis aus der Vergangenheit zu lüften, welches ihn Richtung Las Vegas treibt, wo er ein Unrecht wieder gut machen will. Eine wilde Reise von Kalifornien nach Nevada beginnt und hält viele Überraschungen für Becky und ihre Lieben bereit.

Meine Meinung

"Shopaholic & Family" ist der 8. Band der Shopaholic-Reihe und setzt direkt da an, wo der Vorgänger "Shopaholic in Hollywood" mit einem bösen Cliffhanger endete. Da ich diesen Band erst vor Kurzem gelesen hatte, fiel es mir leicht, wieder in die Geschichte zu kommen. Generell würde ich jedoch davon abraten, diesen Roman ohne Kenntnis des Vorgängers zu lesen. Ebenfalls würde ich davon abraten, ihn zu lesen, wenn man gar keine anderen Shopaholic-Bände kennt. Auch wenn vorherige Ereignisse nochmal kurz umrissen werden, hat man einfach mehr Freude an Beckys Abenteuern, wenn man die Vorgeschichten und auch die agierenden Personen kennt, und teilweise versteht man manche Zusammenhänge nicht (sofort).
 
Sonst war das altbewährte Shopaholic-Konzept so, dass Becky sich irgendein (meist eher irrwitziges) Ziel setzt, die Scheuklappen aufsetzt und dann voranprescht. Meist verheddert sie sich noch in 100 Notlügen, die alles schlimmer machen, am Ende sitzt sie im größten Chaos und irgendjemand (meist Luke) haut sie da wieder raus und alles ist gut. Natürlich hat Becky hier immer nur die besten Absichten gehabt und es nie böse gemeint, und sie blieb ja schon irgendwie auch immer liebenswert, wenn sie sich selbst in die Sch... geritten hat. Aber dieses Konzept hat mich nach einigen Bänden dann schon langsam genervt. Und auch den letzten Band, als sie unbedingt als Promi-Stylistin rauskommen wollte, fand ich eher mittelmäßig. Der vorliegende Band bricht nun mit diesem Muster, und Rebecca Brandon, geb. Bloomwood, wird endlich erwachsen.

Zuerst einmal verliert Becky die Lust am Shoppen. Keine Sorge, die kommt irgendwann auch wieder, aber wie es scheint, wird jetzt nicht mehr kopflos jeder überteuerte Mist auf Pump gekauft. Ich habe mich schon gefragt, wann dieses ernst zu nehmende Suchtproblem auch mal in Angriff genommen wird. Danke, Mrs. Kinsella!

Außerdem nimmt sich Becky viel mehr zurück. Gut, teilweise hat sie sich schon zu viel aufgeopfert, hat sich zu vieles gefallen lassen. Aber sie wird einfach erwachsener, hinterfragt mehr und macht sich Gedanken. Auch ihre Rolle als Mutter nimmt sie viel ernster. Sie kümmert sich nun viel mehr und sehr liebevoll um Minnie, die ich in den früheren Bänden immer nur als Accessoire wahrgenommen habe, das dieses und jenes haben will und seinen Willen lauthals durchgesetzt hat.

Jetzt mag es sein, dass manche genau das so an Becky mochten: Das Chaotische und Kopflose. Aber ich bin froh, dass sich die Figur weiterentwickeln darf. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Shopaholic-Bände alle recht zeitnah nach ihrer Veröffentlichung gelesen habe und dementsprechend zusammen mit Becky gealtert bin. Und nun ja, man verändert sich nunmal mit den Jahren.

Dass Becky während der gesamten Geschichte in einer Gruppe agiert, verleiht dem Ganzen mehr Dynamik, als wenn sie alleine ihre Ziele verfolgt. Hier hat jeder seine Rolle. Jane und Janice sind die verrückten Hühner, die für Schmunzler sorgen. Tarkie, Luke und auch Graham sind die vernünftigen Macher. Danny ist... tja, weiß ich auch nicht... ich mag die Figur ehrlich gesagt nicht sonderlich. Er ist schrill und hat selbst als beschäftigter, egozentrischer Designer immer Zeit, Becky hinterherzureisen und ihr zu helfen, was aber oft bei ihm nach hinten losgeht. Suze ist Beckys beste Freundin seit dem 1. Band - diese tiefe Freundschaft wird diesmal auf eine harte Probe gestellt, wobei ich hier den Grund, weshalb Suze so abweisend ist, nicht nachvollziehen konnte und mir ihr übertriebenes Gezicke wirklich sehr auf den Zeiger ging. Ebenfalls war ich von dem großen Geheimnis eher enttäuscht, und ich habe mich schon gefragt, ob der ganze Aufwand es wert war und wieso Graham so etwas unbedingt vor seiner Familie verheimlichen musste.

Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage: Am Ende gibt es wieder Friede, Freude, Eierkuchen. (Und zwar ohne Cliffhanger!) Aber das ist gar nicht negativ gemeint, im Gegenteil - man erwartet doch so etwas bei den Shopaholic-Bänden und wäre enttäuscht, wenn dem nicht so wäre. Auch wenn Kinsella-Bücher in der Regel eher seicht sind und ein bekanntes Konzept haben, sind ihre Bücher kurzweilig und amüsant. Da ich alle Shopaholic-Bände kenne, fühle ich mich mit Becky & Co. auch eigentlich ganz wohl. Nur manchmal hat man das Gefühl, dass Handlungsstränge unnötig in die Länge gezogen werden.
 
Auch wenn dieser Band mal wieder im Vergleich zu den letzten Vorgängern mehr Charme und Schmiss hatte, sollte die Shopaholic-Reihe meiner Meinung nach bald auslaufen. Es wurde doch langsam schon alles erzählt, und man sollte aufhören, wenn es am Schönsten ist, bevor die Leser von Becky - wie es ja bei den letzten Bänden bereits vermehrt der Fall war - nur noch genervt sind. Ich bin mir aber sicher, dass noch mindestens ein, wenn nicht mehrere Bände folgen werden. Dafür sprechen mindestens zwei Dinge: 1. Alicia ist nach ihrem Abgang nicht mehr in der Geschichte aufgetaucht, ich denke aber, dass sie uns noch einiges zu bieten hat. 2. Becky äußert einen innigen Herzenswunsch, der sicherlich noch erfüllt und für weiteren Wirbel sorgen wird. Von daher dürfen sich echte Shopaholic-Fans auf weitere Abenteuer rund um Becky Bloomwood & Co. freuen. Auch ich werde weiterlesen, aber eher aus Gewohnheit und weniger, weil mich Beckys Erlebnisse noch groß vom Hocker reißen könnten.