Rezension

Ausdrucksstark

Ich mach dich tot - E. Nikes

Ich mach dich tot, 2 Audio-CDs
von E. Nikes

Bewertet mit 3 Sternen

Um was geht es in diesem Buch?
Die 13jährige E. wird in eine Jugend-Wg untergebracht, nachdem ihre Mutter nicht mehr in der Lage ist, sie zu versorgen. In dieser Jugend-Wg lebt sie mit 5 anderen Jugendlichen zusammen die alle aus schwerwiegenden Gründen dort leben und sich im Grunde genommen nichts mehr erlauben dürfen. Die Situation dort ist äußerst angespannt, es herrscht Gewalt und Unterdrückung, Angst und Frustration. Jeden Tag kann die Situation dort eskalieren.

Der Einstieg:
beginnt mit der Erzählung von E. und der Unterbringung ins Heim. E. fühlt sich fremd, vermisst die Mutter und kann nicht nachvollziehen, was diese WG soll.

Der weitere Handlungsverlauf
macht dem Leser schnell klar das diese WG sehr angespannt ist. E. erzählt von den anderen Mitbewohnern, die alle ihre eigenen schlimmen Schicksale hinter bzw. vor sich haben. E. beschreibt die Situation, die oft eskaliert, und lässt den Leser mit bangen und hoffen. Auch macht E. den Leser vertraut mit den eigenen familiären Problemen und der Hoffnung diese Wohngemeinschaft schnellstens verlassen zu können. So wächst E. über sich hinaus, wehrt sich und schlägt zurück. Sehr gut gefiel mir die authentische und lebensnahe Darstellung in dieser WG. Denn nicht nur die Verzweiflung der Jungs und Mädchen wird aufgezeigt, sondern auch die Hilflosigkeit der Behörden und Erzieher, die sich oft selbst auf einer Gratwanderung befinden.

Die Figuren:
E!
Hier lasse ich bewusst nur den Anfangsbuchstaben stehen, denn erst am Ende wird ersichtlich, wie E. tatsächlich heißt. Somit kann der Leser rätseln, wenn er mag, wie der gesamte Vorname von E. lautet. E ist anfangs ängstlich und verzweifelt, auch frustriert und vermisst die Mutter. Sie wirkt sehr erwachsen und vernünftig, macht sich Gedanken um ihre Zukunft und scheint völlig fehl in dieser Wohngemeinschaft. Ich fand ihre Gedanken nachvollziehbar, zwischenzeitlich sogar erschreckend erwachsen und so wirkte E. auf mich authentisch.
Auch die anderen Jugendlichen und die Erzieher werden sehr gut beschrieben. Sie nehmen ebenfalls recht viel Raum in der Handlung ein, sorgen für Spannung und die Schicksale können unter die Haut gehen.

Der Schreibstil:
hier gibt es von mir einen dicken Sternabzug. Diese Geschichte wird oft im Dialekt nachgestellt. Das erschwerte meinen Lesefluss ungemein und nahm mir oft die Lust weiterzulesen. Es gab Begriffe, bei denen ich dreimal überlegen musste, was überhaupt gemeint war. Andererseits ist die Erzählung sehr offen und direkt. Kraftausdrücke sind an der Tagesordnung, der Autor nimmt da kein Blatt vor den Mund und lässt somit die Situation echt und realitätsnah erscheinen. Er lässt die Protagonistin immer als E. erzählen so das der Leser bis zum Schluss den eigentlichen Vornamen erraten kann.

Und das Beste kommt immer zum Schluss oder nicht?!
Das Ende fand ich für diese wenigen Seiten gut gelöst ließ mich auch nur mit wenigen Fragen zurück.

Fazit:
„Ich mach Dich tot“ ist schon vom Titel her sehr ausdrucksstark. Genauso würde ich auch die gesamte Geschichte beschreiben. Sie erzählt aus dem Alltag einer Jugend-WG mit schwerwiegenden Problemen in einer deutlichen, jugendlichen und gewaltsamen Sprache.
Autobiografisch dargestellt gewährt sie dem Leser einen kleinen Blick durchs Schlüsselloch in die Problematik der Erzieher und Behörden.
© Michaela Gutowsky