Rezension

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„Auf diesem gottverdammten Planeten dauert der Winter eine Ewigkeit.“ (S. 334)

Voyagers
von Joe Haldeman

Bewertet mit 5 Sternen

William Mandella, Veteran des Ewigen Krieges, und seine Frau Marygay leben wie einige andere Veteranen und ihre Nachkommen auf dem eisigen Planeten Mittelfinger. Die Erde wird mittlerweile von dem anderen Mensch bevölkert, mental verbundenen Klonwesen. Unzufrieden mit ihrer Situation und der Gesellschaft, dem anderen Mensch und dem einstigen Feind, den Tauriern, beschließt eine Gruppe von Veteranen und Aussteigern in der Zeit vorwärts zu Reisen, indem sie die Zeitdilatation von interstellaren Reisen ausnutzen. Die Gruppe hofft in einer 40.000 Jahre entfernten Zukunft eine Welt vorzufinden, die mehr ihren Wünschen und Vorstellungen entspricht. Schließlich schafft es die Gruppe die Reise anzutreten, doch was ihnen auf ihrer Reise passiert, sprengt alle bisherigen bekannten Naturgesetze…

 

Bei dem hier vorliegenden Werk von Joe Haldeman handelt es sich um eine Neuübersetzung von dem 1999 erschienenen „Forever Free“. Es ist eine direkte Fortsetzung des 1974 erschienenen SciFi Klassikers „The Forever War“. Daher sollte man mit den Protagonisten und der Handlung aus „The Forever War“ zwar vertraut sein, damit der Einstieg in „Voyagers“ leichter fällt, dennoch unterscheidet sich das Werk eindeutig von dem Klassiker.

Während Haldeman in „The Forever War“ vor allem Kritik am Krieg, vor allem dem Vietnam-Krieg, äußert, so kann man „Voyagers“ doch eher als eine klassische SciFi-Geschichte im Sinne eines Weltraum-Abenteuers bezeichnen. Beinahe religiös mutet es an. Allein schon der Anfang „Manchmal beenden die Menschen Kriege, um Götter zu erschaffen“ (S. 6) deutet in die Richtung und auch die Bucheinteilung sind von der Bibel inspiriert, wie z. Bsp. „Buch Eins: Das Buch Mose“.

Die meisten Protagonisten sind bereits aus „The Forever War“ bekannt und ihre Geschichte baut auf dem Vorwissen aus diesem Buch auf und wird sogar vorausgesetzt. Diesbezüglich sind die Charaktere hervorragend gestaltet und waren in ihren Handlungen stets nachvollziehbar und passend.

Weiterhin ist Haldemans Schreibstil sehr angenehm, stets unverblümt, sachlich auf den Punkt gebracht, ein Umstand, der zu dieser Geschichte passt und ihr gut tut. Weiterhin ist es ein Hochgenuss einen Roman von so präziser wissenschaftlicher Genauigkeit zu lesen, auch wenn es später spekulativer und ein wenig spiritueller wird, bleibt es dennoch passend und zufriedenstellend. Gerade dieses unerwartete, dieses leicht ins Unvorstellbare abdriftende der Handlung sorgt dafür, dass Spannung aufgebaut wird und es vor allem auch spannend bleibt!

Wer nun allerdings einen Roman à la „The Forever War“ oder „Forever Peace“ erwartet, der wird hier sicherlich enttäuscht werden. „Voyagers“ ist anders und zeichnet sich dadurch von den beiden genannten Werken ab, dennoch ist es hervorragend und unterhält.

 

Haldemans „Voyagers“ ist ein hervorragender Science Fiction Roman: großartige Charaktere auf einer Reise zu ihrer eigenen Menschlichkeit verbunden mit wissenschaftlichen und spirituellen Spekulationen, die in keiner Weise unlogisch erscheinen. Eigentlich so wie man sich gut Science Fiction wünscht.