Rezension

Auch das zweite Abenteuer der beiden ungleichen Freunde ist berührend und lustig zugleich. Ein spannender Kinderkrimi!

Rico und Oskar - Rico, Oskar und das Herzgebreche - Andreas Steinhöfel

Rico und Oskar - Rico, Oskar und das Herzgebreche
von Andreas Steinhöfel

Bewertet mit 5 Sternen

Rico und Oskar erneut auf Spurensuche.

Inhalt: 

Die beiden Freunde Rico und Oskar unterscheiden sich wie Tag und Nacht.

Denn Rico ist tiefbegabt und braucht zum Denken etwas länger als andere Kinder. Dagegen ist Oskar ein schlauer aber ängstlicher und übervorsichtiger Junge.

Gerade erst ist Oskar mit seinem Vater aus dem Dänemark-Urlaub zurückgekehrt, da wird der Junge bei Rico und dessen Mutter abgesetzt. Sein Vater braucht erst einmal Abstand und eine Auszeit. 

Viel Zeit zum Traurigsein bleibt allerdings nicht, denn die beiden Freunde kommen einer miesen Betrugs- und Erpressungsgeschichte auf die Spur.

Zu ihrem Entsetzen scheint auch auch Ricos Mutter darin verwickelt zu sein.

 

Altersempfehlung:

ab 10 Jahre 

 

Mein Eindruck:

Dies ist das zweite Abenteuer der ungleichen Freunde Rico und Oskar. Aber auch ohne Vorkenntnisse findet man problemlos in die Geschichte hinein.

Ganzseitige, farbige Illustrationen finden sich zu Beginn jedes Kapitels, so dass man Rico und Oskar direkt vor Augen hat.

Die Geschichte wird von Rico erzählt,  sein Lehrer hat ihn im ersten Band während der Sommerferien ein Tagebuch führen lassen und in dieses schreibt Rico nun weiter seine Erlebnisse für sich selbst auf. Unter anderem hilft es ihm dabei, nichts zu vergessen.

Rico ist ein herzensguter Junge und tiefbegabt. Was für ihn oft bedeutet, dass ein Gedanke manchmal etwas länger dauert, vollständig abschweift und am Ende vielleicht nicht immer das Gewünschte dabei herauskommt. Das aufgeweckte und liebenswerte Kerlchen beschreibt seine Denkweise selbst als Bingotrommel, bei der hin und wieder Kugeln verloren gehen. Dieser außergewöhnliche und humorvolle Erzählstil lässt den Leser nicht nur mit dem Protagonisten mitfühlen, sondern auch manches aus einer ganz neuen Perspektive betrachten.

Man wird künftig beispielsweise das Wort Schlamassel mit anderen Augen lesen: Eine Assel, die langsam im Schlamm versinkt und dabei ein letztes Mal ihren Artgenossen zum Abschied winkt ;-) Was für ein Schlamm-Assel!

Oder Champagner: ein teurer Sekt aus erpressten Weintrauben. Werden die Trauben allerdings getrocknet und schrumpelig, landen sie als Rosinen im Studentenfutter oder aufgeweicht im Käsekuchen. Ricos Fazit: "Es gibt also für die Traube kein Entkommen. Sie ist vermutlich das meist gejagte Obst der Welt." (vgl. 102)

Neue oder fremde Wörter und deren Bedeutung schreibt sich Rico auf. Seine Art und Weise, die Dinge zu betrachten, ist erfrischend anders und herrlich unterhaltsam.

Er gibt auch ernsteren Gedanken Raum und benennt Gefühle neu:

- Graues Gefühl: Depression,

- Schwarzes Gefühl: Liebeskummer,

- Großes Vergessen: Demenz.

Allein aufgrund dieser Wortschöpfungen und neuen Sichtweisen ist das Abenteuer ein großartiges Lesevergnügen.

Ricos Freund Oskar ist das komplette Gegenstück: hochbegabt, sehr klein, ein Pessimist und übervorsichtig (seinen Helm hat er inzwischen gegen eine riesige Sonnenbrille getauscht). Die beiden ergänzen sich hervorragend und sind ein tolles Team.

Zur Handlung möchte ich nicht zu viel verraten, um die Überraschung im spannenden Kriminal- und Erpressungsfall nicht vorwegzunehmen. Es sind einige (gescheiterte) Pläne und Hilfe von Dritten nötig, um zur Lösung des Rätsels zu gelangen.

Ein humorvoll und spannend erzählter Kinderkrimi mit Tiefgang über Hoch- und Tiefbegabung, Vorurteile und Toleranz,  Freundschaft und Hilfsbereitschaft sowie über Ängste, Trauer und Verlust.

 

Fazit:

Rico und Oskar ermittelt in ihrem zweiten spannenden Abenteuer.

Dank der außergewöhnlichen Erzählweise und den liebenswerten Protagonisten und Anti-Helden fasziniert die Geschichte nicht nur aufgrund des Kriminalfalls.

Eine Leseempfehlung für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene.

 

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Rezensiertes Buch "Rico, Oskar und das Herzgebreche" aus dem Jahr 2013