Rezension

Atmosphärisch und besonders

Hohe Berge -

Hohe Berge
von Silke Stamm

Bewertet mit 5 Sternen

Silke Stamms Debütroman „Hohe Berge“ handelt von einer Frau, die sich mit einer Gruppe wildfremder Menschen auf eine insgesamt achttägige Skiwanderung durch die Schweizer Alpen begibt und unter widrigen Bedingungen sowohl mit sich selbst als auch mit zwischenmenschlichen Herausforderungen ringt. Die Tage reihen sich im Roman in chronologischer Reihenfolge aneinander, sodass jedem Tag ein individuelles Kapitel gewidmet ist. Die Erzählerin ist die einzige Frau in der Gruppe aus fünf Männern und berichtet uns ausschließlich in Infinitivsätzen von ihren Gefühlen und Erlebnissen des Tages: Sätze, die sich auch mal gern über mehr als eine Seite hinausziehen. Trotz der sehr ungewohnten sowie experimentellen Satzstruktur hat sich das Buch überraschend flüssig und angenehm leicht lesen lassen.

Zwischen den Schilderungen der überwiegend monotonen Tagesabläufe - den Wanderungen durch verschneites Gebiet mit gipfelberahmten Panoramen und dem täglichen Zielpunkt der Schutzhütte für die Nacht - mischen sich Erinnerungen der Erzählerin, die sich oft um die schwierige Beziehung zu ihrer Tochter drehen. Doch auch die eigentlich angestrebte Flucht aus dem Alltag in die atemberaubende Gegenwart der Schweizer Alpen geht nicht ganz auf: die Erzählerin fühlt sich in der Gruppe ausgegrenzt, wird nicht richtig an- und wahrgenommen von den anderen Exkursionsteilnehmern. Die Harmonie zwischen den Männern funktioniert eben doch irgendwie besser und wirkt stabiler. So richtet sich ihre Aufmerksamkeit nun also vor allem auf den Tourenführer, der widerum sein Bestes gibt, die Gruppe nur irgendwie zusammenzuhalten - denn gegenseitige Unterstützung und eine gute Gruppendynamik ist in diesen eisigen Höhen überlebensnotwendig.

Doch auch psychische, destruktive Gedanken belasten das fragile Gemüt der Erzählerin und stellen sie in dieser einen Woche unter widrigen Lebensbedingungen auf die Probe: neben dem sich ausgeliefert fühlen in einer Gruppe sich fremder Menschen schimmern immer wieder die Angst vor der eigenen Selbstüberschätzung sowie Reue an der Teilnahme durch. Und noch dazu schwebt beständig auch noch die Gefahr vor Lawinenabgängen wie ein Damoklesschwert über den Sportlern.

Das Buch hat sich rasant weglesen lassen, denn Silke Stamm hat eine beklemmende Atmosphäre erschaffen, die vor Intensivität nur so strotzt und der man nicht entfliehen kann. Absolut lesenswert, und das alles vor der schönen Kulisse der Schweizer Bergwelt.